De omni re scibili et quibusdam aliis
Über alles Wissbare und einiges Andere
wird auf Giovanni Pico, Graf. v. Mirandola († 1494) zurückgeführt, der in Rom (1486) 900 Thesen bekannt machte, die er sich öffentlich zu verteidigen erbot. In der elften rühmt er sich, vermittelst der Zahlen zur Entdeckung und zum Verständnis von Allem zu gelangen, was man erfahren könne (ad omnis scibilis investigationem et intellectionem). Citiert wird auch:
De omnibus rebus et quibusdam aliis.—
Fortiter in re, suaviter in modo
Stark in der That, milde in der Art
ist zurückzuführen auf den vierten Jesuitengeneral Aquaviva (1543-1615), der in "Industriae ad curandos animae morbos" (Venedig 1606) sagt: "Dass die Art der Regierung stark und mild sein muss, lehrt nicht allein die sich gleich bleibende Autorität der heiligen Väter, sondern das lehren auch in reichem Masse unsere Satzungen", und nach weitläufiger Erörterung dieses Grundsatzes schliesst: "Fortes in fine assequendo et suaves in modo assequendi simus" (Lasst uns stark sein in der Erreichung des Ziels und milde in der Art es zu erreichen). Wohl möglich, dass hierzu des Sophisten Himerius (4. Jahrh. n. Chr. "Or." 7, 15, Firmin Didot) "πρᾷος τοὺς λόγους, ὀξὺς τὰ πράγματα", "mild im Reden, schneidig im Handeln" die Anregung gab; während der Wortlaut aus der "Weisheit Salomonis" zu stammen scheint, wo von der Weisheit geschrieben steht (8, 1): "Sie reichet von einem Ende zum andern gewaltiglich und regieret alles wohl"; nach der Vulgata: "attingit ergo a fine usque ad finem fortiter et disponit omnia suaviter".—
Nach Berners Vermutung ("Lehrb. d. deutsch. Strafrechts" 1879. S. 120. Anm.) ist der römische Rechtsgelehrte Prosper Farinacius (1544-1618) der Urheber des Ausdrucks
Corpus delicti,
welchen Klein ("Grunds, d. gem. deutsch, peinl. Rechts" 1799. § 68) zuerst mit
Thatbestand
übersetzt habe. Bei Farinacius (1581. Quaest. I, n. 6) steht: "Primum Inquisitionis requisitum est probatio corporis delicti", "Das erste Erfordernis richterlicher Untersuchung ist die Prüfung des Thatbestandes", und weiterhin (Quaest. 2, n. 1-30) handelt er eingehend vom "Corpus delicti".—
Von dem Wittenberger Professor Friedrich Taubmann (1565-1613) ist:
Quando conveniunt Ancilla, Sibylla, Camilla,
Garrire incipiunt et ab hoc et ab hac et ab illa!
Ancilla, Sibylla, Camilla, wenn Die sich wiedersehn,
Gleich geht's mit Schnattern los über Die und dann Die und dann Den!
was sich in der Form:
Quando conveniunt Margretha, Catharina, Sybilla (sic!) etc.
wohl zuerst im "Kurtzweiligen Zeitvertreiber" von 1666, S. 56 findet. In der Form:
Quando conveniunt Catharina, Sibylla, Camilla,
Sermones faciunt vel ab hoc vel ab hac vel ab illa
steht es als Kanon in Göpels Kommersbuch, 2. Ausg., S. 357, No. 249. In Grotefends grösserer latein. Grammatik (II, 87. 4. Aufl. 1824) heisst es "Catharina, Rosina, Sibylla" u. sonst wie oben.—
(Auch ich war in Arkadien)
setzte der Maler Bartolommeo Schidone (1559-1615) auf sein im Palast Sciarra-Colonna in Rom befindliches Gemälde unter einen am Boden liegenden Totenkopf, den zwei junge Hirten ergriffen betrachten. Bekannter wurde jedoch das Wort durch Nic. Poussin († 1663), der es auf dem Grabhügel eines Landschaftsgemäldes anbrachte, welches im Louvre hängt und in einer etwas veränderten, kleineren Wiederholung im Besitze des Herzogs von Devonshire ist. Auch ist es als Basrelief auf Poussins Grabmonument zu sehen, das Chateaubriand in San Lorenzo in Lucina zu Rom setzen liess. In den Jahren 1765-80 wurde dann das Bild oft durch den Stich verbreitet und von Oeser, Bach u. A. nachgeahmt. Die älteste deutsche Übersetzung des Wortes ist wohl die in J. G. Jacobis "Winterreise" (ersch. 1769, vrgl. seine "Sämtl. Werke", Halle 1770, II, S. 87): "Wenn ich auf schönen Fluren einen Leichenstein antreffe, mit der Überschrift: "Auch ich war in Arkadien"; so zeig' ich den Leichenstein meinen Freunden, wir bleiben stehen, drücken uns die Hand und gehen weiter".
So redet Joh. Benj. Michaelis in einem 1771 bei Gross in Halberstadt gedruckten Brief an "An Herrn Canonicus Gleim" (31. 7. 1771) von einem "unvermuteten Grabmal mit der Aufschrift: Auch ich war in Arkadien". In Wielands "Pervonte" (1778) heisst es:
"Und auch nicht eine dieser Schönen
Schien nach der Grabschrift sich zu sehnen:
Auch ich lebt' in Arkadia!"
und am Schlusse:
"Und ruft mit Wehmut aus: "Du arme Vastola,
Auch du warst in Arkadia!"
(Delille übersetzte es in seinem 1782 erschienenen Lehrgedicht "Les Jardins", Str. 3, V. 139 mit: "Et moi aussi je fus pasteur dans l'Arcadie".) Das letzte Stück von Weissens Kinderfreund (24. T. 1782) schliesst mit dem Schäferspiel: "Das Denkmal in Arkadien"; und Herder schreibt 1785 ("Ideen" VII, 1, Werke, I. X. S. 41): "Auch ich war in Arkadien ist die Grabschrift aller Lebendigen in der sich immer verwandelnden, wiedergebärenden Schöpfung". Schiller beginnt seine "Resignation" (1786): "Auch ich war in Arkadien geboren" (s. Kap. III), und Herder wiederum schliesst 1787 sein Gedicht "Die Erinnerung" (nach dem Spanischen) mit dem entsetzlichen Reim:
"Lies die Inschrift glänzend schön:
Auch hier ist Arkadien!"
und 1789 sein "Angedenken an Neapel" fast noch ärger:
Doch ein Hauch wird lispelnd zu euch wehen;
Ich, auch ich war in Arkadien!
Garlieb Merkels "Erzählungen" (1800) haben das Motto: "Auch ich war in Arkadien", und Herzog Emil August von Sachsen-Gotha schrieb einen Roman: "Kyllenion, oder: Ein Jahr in Arkadien", Gotha 1815. Endlich wählte Goethe "Auch ich in Arkadien" zum Motto beider, 1816 und 1817 erschienenen Bände seiner "italienischen Reise", während E. T. A. Hoffmann in dem Motto zum 2. Abschnitt des 1. Bandes der "Lebensansichten des Kater Murr" (Berl. 1821-2) wieder zu dem üblichen "auch ich war in Arkadien" zurückkehrte.—
Vademecum
("Gehe mit mir") in der Bedeutung "Taschenbuch, Begleitbuch fürs Leben", ist der Titel des Buches von Johann Peter Lotichius: "Vade mecum sive epigrammatum novorum centuriae duae", Frankfurt a. M. 1625 (Vademecum oder zwei Hunderte neue Epigramme). Als der Horazübersetzer Pastor Lange über das kleine Format von Lessings "Schriften" spöttelte: er wolle wohl seine gesammelten Werke zu einem "Vademecum" machen, veröffentlichte dieser: "Ein Vademecum für den Herrn Sam. Gotth. Lange, Pastor in Laublingen, in diesem Taschenformate ausgefertiget von Gottfr. Ephr. Lessing" (Berl. 1754). Hiernach bekam "Vademecum" den spöttischen Sinn: "Denkzettel fürs Leben". Ohne Bezug auf Litterarisches findet sich das Wort vor Lotichius in Frankreich, da schon 1532 in des Rabelais "Gargantua und Pantagruel" (II, 28) Panurge ein Ledertäschchen sein "Vademecum" nennt.—
Pia desideria
Fromme Wünsche
ist der Titel einer Schrift des belgischen Jesuiten Hermann Hugo (Antwerpen 1627). Joh. Georg Alpinus übertrug sie unter dem Titel "Himmelflammende Seelenlust. Oder Hermann Hugons Pia Desideria, d. i. Gottselige Begierden u. s. w." (Frankfurt 1675). Der lateinische Titel wurde 1675 von Philipp Jakob Spener für jene in der Geschichte der Religion bedeutende Schrift gewählt, wodurch er, der Verinnerlichung des Glaubens das Wort redend, der starren Orthodoxie gegenübertrat. Von da rührt der Widerhall her, den das Wort bekam.—
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus autem caritas,
In notwendigen Dingen Einheit, in zweifelhaften Freiheit, in allen aber liebendes Dulden,
kommt in der Form vor: "si nos servaremus in necessariis unitatem, in non necessariis libertatem, in utrisque charitatem, optimo certe loco essent res nostrae" in "Paraenesis votiva pro Pace Ecclesiae. Ad Theologos Augustanae Confessionis. Auctore Ruperto Meldenio Theologo". Diese Schrift ist in zwei Exemplaren in Kassel und Hamburg wiederaufgefunden worden und scheint (vrgl. Fr. Lücke: "Über das Alter u. s. w. des kirchlichen Friedensspruches, In necessariis etc." Gött. 1850. S. 46.) dem Inhalte nach zwischen 1622 und 1625 erschienen zu sein, der Titelvignette nach ist sie in Frankfurt a. M. gedruckt. Über Rupertus Meldenius ist sonst nichts bekannt. Schon 1628 wird der Spruch, der vor Meldenius nicht nachzuweisen ist, in einer in Frankfurt a. O. gedruckten Schrift eines Gregor Frank in der Form angeführt: "servemus in necessariis unitatem, in non necessariis libertatem, in utrisque charitatem".—
Thomas Hobbes (1588-1679) sagt ("De Cive" Par. 1646; 1, 8): "Quoniam autem jus ad finem frustra habet, cui jus ad media necessaria denegatur, consequens est, cum unusquisque se conservandi jus habeat, ut unusquisque jus etiam habeat utendi omnibus mediis, et agendi omnem actionem, sine qua conservare se non potest"—"Weil dem, welchem man das Recht versagt, die nötigen Mittel anzuwenden, das Recht, zum Zweck zu streben, nichts hilft, so folgt daraus, dass, da Jeder das Selbsterhaltungsrecht hat, auch jeder berechtigt ist, alle Mittel anzuwenden und jede That, ohne die er sich selbst nicht erhalten kann, zu vollziehen". Hieraus scheint der Satz
Der Zweck heiligt die Mittel
entnommen zu sein, der gemeinhin fälschlich als Quintessenz der Jesuitenmoral gilt. Der Jesuitenpater Hermann Busenbaum schreibt allerdings in seiner "Medulla theologiae moralis" ("Kern der Moraltheologie" 1650. Lib. IV, Cap. III, Dub. VII, Art. II § 3): "cum finis est licitus etiam media sunt licita"—"da der Zweck erlaubt ist, sind auch die Mittel erlaubt" und (Lib. VI, Tract. VI, Cap. II, Dub. II, Art. I § 8): "cui licitus est finis, etiam licent media"—"Wem der Zweck erlaubt ist, dem sind auch die Mittel erlaubt". An der ersten Stelle schliesst er aber ausdrücklich verwerfliche Mittel aus und an der zweiten wird auch nur Zulässiges zur Erreichung des Zwecks empfohlen. Man riss seine Worte aus dem Zusammenhange und deutete sie so, als habe Busenbaum gemeint, man dürfe sich zur Erreichung eines guten Zwecks schlechter Mittel bedienen, weil diese dadurch geheiligt würden. Pascal scheint das zuerst in die Welt gesetzt zu haben, da er (1656. "Les provinciales, ou lettres . . .", 7. lettre) einen Jesuiten sagen lässt: "nous corrigeons le vice du moyen par la pureté de la fin"—"wir verbessern die Lasterhaftigkeit des Mittels durch die Reinheit des Zwecks".—
Einschneidender war aber Pascal, als er im 9. seiner "Lettres provinciales" die jesuitische "doctrine des restrictions mentales" an den Pranger stellte. Diese "restrictio mentalis", oder, wie wir heut sagen:
reservatio mentalis,
"der Gedankenvorbehalt des Eidleistenden" findet sich zuerst bei dem Jesuiten Hermann Busenbaum (1600-68) in der "Medulla theologiae moralis" (III, 2), nachdem schon der Jesuit Sanchez ("Opus morale", Colon. 1614; III, 6, § 15) gesagt hatte: "si quis . . . iuret se non fecisse aliquid, quod re vera fecit, vel aliam diem ab ea, in qua facit, vel quodvis aliud additum verum, re vera non mentitur, nec est periurus . . ." ("Schwört einer, er habe etwas nicht gethan, was er doch gethan hat, indem er einen anderen Tag, als den der That, oder irgend etwas anderes wahrheitsgemässes hinzufügt, so ist er thatsächlich kein Lügner oder Meineidiger").—
Benedictus de Spinoza (1632-77) sagt im "Tractatus politicus" cap. 1, § 4 (1677): "Sedulo curavi,
humanas actiones non ridere, non lugere,
neque detestari, sed intelligere."
"Ich habe mich eifrig bemüht, des Menschen Thun weder zu belachen, noch zu beweinen, noch es zu verabscheuen, sondern es zu begreifen". Und so citieren wir auch, wenn wir von einem Philosophen sagen, er betrachte die Dinge
sub specie aeternitatis,
(unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit),
den Spinoza, der in seiner "Ethik" (1677) den Satz aufstellt (5, 29-31), der Geist sei ewig, "quatenus res sub aeternitatis specie concipit" ("insofern er die Dinge unter der Form der Ewigkeit begreife").—
Im "Corpus Iuris Hungarici" (Tyrnaviae 1751, tom. II p. 424) findet sich im Decretum II (Mariae II, Ungariae regis quadragesimi octavi) ann. 1751, Artic. 37 die Wendung: ". . . miseram . . . contribuentem plebem gravantes exactiones . . ." (die das arme zahlende Volk bedrückenden Steuern). Diese Worte gelten als Quelle des üblichen:
misera contribuens plebs,
das arme steuerzahlende Volk.
Da jedoch ein daktylischer Versschluss hierin erklingt, so könnte auch eine noch unentdeckte ältere Dichterstelle zu Grunde liegen.—
XII.
Geflügelte Worte aus der Geschichte.
Hellas.
Die Schiffe hinter sich verbrennen
pflegt man zu sagen, um damit auszudrücken: sich die Möglichkeit des Zurückweichens abschneiden. Plutarch "Über die Tugenden der Frauen" erzählt unter "Trojanerinnen" (vrgl. Polyaenus: "Strat." 8, 25, 2), wie nach Trojas Fall (12. Jahrh. v. Chr.) Flüchtlinge zu Schiff in die Tibergegend verschlagen und dort dadurch sesshaft wurden, dass ihre klugen Weiber die Schiffe verbrannten (κατέφλεξαν τὰ πλοῖα).
Schon Dionys von Halikarnass 1, 52 erwähnt diese That und Vergil ("Aen." 5, 605 u. 659 ff. u. 793-5) verlegt deren Schauplatz nach Sicilien und lässt die von Juno angestiftete Iris den ersten Brand schleudern und die Trojanerinnen zur Nachahmung aufreizen. Dass Ferdinand Cortez am 26. Juli 1519 in Mexiko bei Entdeckung einer Verschwörung die Schiffe zerstören liess, um jede Verbindung nach aussen abzuschneiden, ist erfunden. (Duro: "Las Joyas de Isabel la Católica, las Naves de Cortès y el Salto de Alvacado". Madrid 1882).—
(Niemand ist vor seinem Ende glücklich zu preisen)
ist die lateinische Abkürzung der Worte Solons († 559 V. Chr.): "πρὶν δ' ἂν τελευτήσῃ, ἐπισχεῖν, μηδὲ καλέειν κω ὄλβιον, ἀλλ' εὐτυχέα". (Herodot I, 32; Arrian, 7, 16, 7; s. auch Sophokles, Oedip. tyr. 1497-1500, Trach. 1-3 u. Ovid, Met. 3, 136-7 und Jesus Sirach 11, 29), die er zu dem lydischen Könige
Krösus
sprach, dessen Name uns nach Herodot I, 50 ff. und Ovid Trist. 3, 7, 42 zur Bezeichnung eines schwer Reichen dient.—
Aristoteles überliefert ("De partib. animal." I, 5), dass Heraklit (um 500 v. Chr.), als er sich in einem Backofen wärmte, seine Besucher getrost eintreten hiess (ἐκέλευσε αὐτοὺς εἰσιέναι θαῤῥοῦντας), denn auch hier seien Götter (εἶναι γὰρ ἐνταῦθα θεούς). Dies citieren wir in der lateinischen Form:
Introite, nam et hic Dii sunt!
Tretet ein, denn auch hier sind Götter!
die man in der Vorrede zu Aulus Gellius unverbürgt las, bis Salmasius dafür den heraklitischen Spruch "Vielwisserei belehrt den Geist nicht" richtig setzte, und die uns als Motto von Lessings "Nathan" geläufig wurde.—
Plutarch ("Themistokles" 3, "Aussprüche von Königen und Feldherren", "Politische Aussprüche" 4, "Über den Forschritt in der Tugend", "Vom Nutzen, den man aus seinen Feinden schöpfen kann"), Cicero ("Tusculanae" 4, 19) und Valerius Maximus (8, 14, externa 1) überliefern die Worte des Themistokles (527-460):
Der Sieg des Miltiades (bei Marathon) lässt mich nicht schlafen.—
Xanthippe,
die Frau des Sokrates (um 469-399), ist die Bezeichnung einer ihren Ehemann durch Gezänk plagenden Frau und überhaupt eines zänkischen Weibes geworden. Das Volk macht daraus mit Betonung der ersten Silbe:
Zanktippe.
Diese Xanthippe hat nach Cicero ("Tusc." 3, 15, 31; vergl. "de off." 1, 26, 90) am Sokrates gerühmt, sein Gesichtsausdruck (vultus) sei beim Ausgehen und beim Wiederkommen
Semper idem,
Immer derselbige,
gewesen, und der Erzähler fügt hinzu: "Jure erat semper idem vultus, cum mentis, a qua is fingitur, nulla fieret mutatio" ("Mit Recht war der Ausdruck immer derselbe, weil der Geist, durch den er entsteht, unverändert blieb"). Uns wurde das aus dem Satzgefüge gelöste "semper idem" zum Wahlspruch der Beständigkeit.—
Θάλαττα, θάλαττα!
Die See! die See!
war nach Xenophons "Anabasis" 4, 7, 17 der Freudenruf der nach der Schlacht von Kunaxa (401 v. Chr.) übriggebliebenen zehntausend griechischen Söldner des jüngeren Cyrus, als sie unter Xenophons Führung heimziehend, das Meer wiedererblickten. Dies "Thalatta! Thalatta!" machte erst Heine durch sein Gedicht "Meergruss" (1826-6. "Nordsee" 2. Cyklus No. 1) weiteren Kreisen zum geläufigen Wort.—
Dionys der Ältere (Tyrann von Syrakus 405-367) kurierte den Schmeichler Damokles, der ihn wegen seines Wohllebens für den glücklichsten Sterblichen erklärt hatte, dadurch von seinem Wahn, dass er ihn die Freuden der Königstafel kosten, aber über seinen Sitz ein blinkendes Schwert an einem Pferdehaar von der Decke herab hängen liess und ihm also bald klar machte, wie wenig glücklich der sei, über dessen Haupt der Schrecken schwebe (vergl. Cicero "Tusc." 5, 21 u. Gellert "Fabeln" B. 1). Danach wurde uns das
Damoklesschwert
ein Sinnbild mitten im Genuss drohender Gefahr.—
Der Cyniker Diogenes (412-323), erzählt Diogenes Laërtius (VI, 2 n. 6, 41), zündete sich am Tage eine Laterne an, ging umher und sagte: "Ich suche einen Menschen". Obschon Phaedrus (B. 3, 19) das Wort dem Aesop beilegt, so ist der
Diogeneslaterne
doch ihr Recht verblieben.
Auch das choragische Monument des Lysikrates zu Athen pflegt so bezeichnet zu werden. Eine Nachbildung dieses Monuments stellte der Architekt Fontaine in den ersten Jahren des 1. Empire auf einen südlich vom Schlosse St. Cloud bis Mitte Jan. 1871 befindlichen Turm, der damals vom Mont Valérien aus zerstört wurde. Jeder Pariser kannte sie unter dem Namen "Diogeneslaterne".—
Dem Demosthenes (385-322 v. Chr.) wirft sein Feind Aeschines ("geg. Ktesiph." 52) eine Anzahl neugebildeter Wörter und Redensarten vor, worunter auch (für "Geld")
τὰ νεῦρα τῶν πραγμάτων,
nervus rerum,
Thatennerv.
Wenn also der Philosoph Bion (bl. um 270 v. Chr.) sagte, "τὸν πλοῦτον νεῦρα πραγμάτων", "Reichtum sei der Thatennerv" (s. Diog. Laërt. IV, 7 n. 3, 48), so ist er ebensowenig der Urheber des Wortes, wie es Krantor, der Schüler Platos, war, der (nach Sext. Empiricus "adv. Ethic." S. 557. Imm. Bekker) den "Reichtum" sagen lässt: "ἐν μὲν εἰρήνῃ παρέχω τὰ τερπνά, ἐν δὲ πολέμοις νεῦρα τῶν πράξεων γίνομαι", "im Frieden verschaffe ich Freuden, im Kriege werde ich zum Thatennerv". Doch wandte Krantor das Wort zuerst auf den Krieg an. Auch Cicero nannte ("Philipp." 5, 2) "nervos belli pecuniam", "Geld die Nerven des Krieges", und ("De imp. Cn. Pomp." 7, 17) "vectigalia nervos rei publicae", "Steuern die Nerven des Staates" und Vespasians Feldherr Mucianus (s. Tacitus "Hist." 2, 84) sagte oft, dass Gelder "belli civilis nervos", "die Nerven des Bürgerkrieges" seien. Plutarch ("Agis et Cleom.", 27) meint, dass der Mann wohl eine tiefe Einsicht ins Kriegswesen gehabt habe, der da zuerst sprach: "τὰ χρήματα νεῦρα πραγμάτων", "Geld ist der Thatennerv". Auch fand der Gedanke dauernden Anklang. Wir begegnen ihm wieder bei den Scholiasten zu Pindars "Olymp." 1, 4, bei Libanius, 4. Jahrh. n. Chr. (Orat. 46, Vol. II, p. 477 ed. Reiske. Altenb. u. Lpzg. 1791-7), bei Photius, um 250 n. Chr. ("Lexik." unter Μεγάνορος πλοῦτον), bei Suidas, um 1000 n. Chr. (II, 1, 173 n. 970) u. s. w.
Dann sagte der deutsche Kaiser Heinrich V. (1106-25) zum polnischen Gesandten, stolz auf das Gold und Silber seines Schatzes deutend: "Dieser
nervus rerum agendarum
soll euch (Polen) schon zu Paaren treiben" (vrgl. Arth. Kleinschmidt "Zur Gesch. des Adels, bes. in Deutschl." in "Uns. Zeit" 1874. I, 147), und der Marschall Trivulzio sprach zu Ludwig XII. (1498-1515):
Zum Kriegführen sind dreierlei Dinge nötig, Geld, Geld, Geld!
(vrgl. "Kurtzweil. Zeitvertreib." o. O. 1668. S. 49-50).
Macchiavelli hingegen bestreitet, dass Geld der Nerv des Krieges sei ("Discorsi" 1518 u. 1522, Überschr. d. 10. Kap. vom 2. B.) und führt das Wort auf Quintus Curtius zurück, der es auf den Krieg zwischen Antipater und Sparta bezogen habe, wovon sich jedoch in dem uns von Curtius noch Vorliegenden nichts findet. Ohne Angabe der Quelle citieren das Wort ferner Agricola (No. 281 s. Sprichw. 1529: "Nervi bellorram pecuniae") und Rabelais ("Garg. u. Pant." 1, 46. Ao. 1533: "Les nerfs des batailles sont les pécunes"), während Champollion (1576 "De repbl.") wiederum meint, "Geld sei der Staatsnerv" ("rei publicae nervos in pecunia consistere") u. s. w.—
Der Richtereid in Athen enthielt die Stelle (s. Demosthenes "in Timocr." 149-151 u. "de corona" z. A.): "ἀκροάσομαι τοῦ τε κατηγόρου καὶ τοῦ ἀπολογουμένου ὁμοίως ἀμφοῖν", "ich will anhören den Kläger und den Verklagten, Beide gleicherweise". Auch findet sich dieser Gedanke oft bei den Alten (s. Leutsch u. Schneidewin "Paroemiogr. graec." II, 759) in der Form:
"μήτε δίκην δικάσῃς, πρὶν ἀμφοῖν μῦθον ἀκούσῃς"
"Richte nicht, ehe du nicht in Verhör nahmst beide Parteien!"
Im Euripides (Heraclid, 179-180) heisst es:
τίς ἂν δίκην κρίνειεν, ἢ γνοίη λόγον,
πρὶν ἂν παρ' ἀμφοῖν μῦθον ἐκμάθῃ σαφῶς;
Wer mag zur Einsicht kommen, wer erkennt zu Recht,
Bevor er Beider Rede nicht genau erforscht?
Seneca ("Medea" 2, 2, 199-200) schöpfte hieraus wohl sein:
"Qui statuit aliquid, parte inaudita altera,
Aequum licet statuerit, haud aequus fuit".
"Wer etwas beschliesst, ohne die andere Partei gehört zu haben, handelt nicht billig, selbst wenn er Billiges beschlossen hat".
Dies scheint die Quelle des Wortes
Audiatur et altera pars
zu sein, was Pauli (1522, "Schimpf und Ernst" No. 259) mit dem Zusatz bringt: "Es steht nit umbsunst auf allen richthüssern" und mit der Übersetzung: "Man soll den andern Teil auch verhören".
In dem grossen Rathaussaale zu Nürnberg steht die Inschrift: "Eins manns red ist eine halbe red, Man soll die teyl verhören bed" (s. Agricola, 1529, "Sprichw." 43, 69), in der Vorhalle des Römers zu Frankfurt a. M. liest man: "Eyns mans redde ein halbe redde, Man sal sie billich verhören bede" und ebenfalls im Römer trägt Kaiser Lothars († 1137) Bild den Wahlspruch: "audi alteram partem" ("höre die andere Partei"), da er (nach dem "Kurtzweiligen Zeitvertreiber" 1666, S. 87) zu sagen pflegte: "Mit Urteil sprechen gar nicht eile, Bis du gehört hast beide Teile", vrgl. ferner die Stellen bei Graf und Diethen: "Rechtssprüchwörter" S. 433, No. 266-273 u. S. 435 besonders Note 9.—
Als der vertriebene Dionys der Jüngere (Tyrann von Syrakus 367-43) in Korinth Schullehrer war, erzählte er dem Philosophen Aristoxenus (s. das Bruchstück aus dessen "Leben des Pythagoras" in den gleichnamigen Werken des Porphyrius § 59-61 und des Jamblichus c. 33) sein Erlebnis mit den beiden befreundeten Pythagoreern Phintias und Damon. Phintias, von ihm zum Tode verurteilt, habe sich eine Frist erbeten, um seine und des Freundes Vermögensangelegenheiten zu ordnen, da sie in Gütergemeinschaft lebten, und ihm, dem Älteren, das zieme. Damon sei als Bürge zurückgeblieben. Niemand aber habe an des Phintias Wiederkehr geglaubt, und als er dennoch pünktlich erschien, um das Urteil an sich vollstrecken zu lassen, da habe er, Dionys, die beiden Getreuen umarmt und geküsst und sie gebeten, ihn für würdig zu halten, ihn in ihren Freundschaftsbund als Dritten aufzunehmen ("ἀξιῶσαι τρίτον αὑτὸν εἰς τὴν φιλίαν παραδέξασθαι"). Schiller behandelte diesen auch von Cicero ("Tusc." 5, 22; "de off." 3, 10; "de fin." 2, 24, 79), Diodor (B. 2, T. 2, S. 85. Dindorf), Hygin (Fab. 257), Valerius Maximus (4, 7, ext. 1), Polyaenus ("Strateg." 5, 22) und Lactantius ("Üb. d. Gerechtigk." 17) überlieferten Stoff in der Ballade "Die Bürgschaft" (s. Kap. III), und in seiner Fassung citieren wir den Wunsch des besänftigten Tyrannen:
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der Dritte.
Der Bericht des Aristoxenus schliesst damit, dass die Freunde dem Dionys diese Bitte rund abschlagen. Schiller aber schöpfte aus Hygin, der dies übergeht, den Phintias "Möros" nennt und ihn zur Hochzeit der Schwester gehen lässt; doch lag ihm wohl noch eine andere der genannten Quellen vor, da bei Hygin allein das Wort "der Dritte" fehlt. Auch wird losgelöst citiert:
Der Dritte im Bunde und im Bunde der Dritte.—
Alexanders des Grossen (reg. 336-323) Ausspruch
Wenn ich nicht Alexander wäre, möchte ich wohl Diogenes sein
bringt Diogenes Laërtius VI, 2 n. 6, 32. Plutarch führt ihn an vielen Stellen (z. B. "Alexander", 14, und "Über das Glück Alexanders des Grossen") stets in der Form an: "Wenn ich nicht Alexander wäre, so würde ich Diogenes sein".—
Ein gewisser Medius (um 330 v. Chr.) tritt bei Plutarch ("Über den Schmeichler und den Freund" c. 24) als Chorführer der Schmeichler im Gefolge Alexanders des Grossen auf und erteilt den Rat: ("θαῤῥοῦντας ἅπτεσθαι καὶ δάκνειν ταῖς διαβολαῖς, διδάσκων ὅτι κἂν θεραπεύσῃ τὸ ἕλκος ὁ δεδηγμένος, ἡ οὐλὴ μένει τῆς διαβολῆς") "kühn mit Verleumdungen zu packen und zu beissen, damit, wenn auch des Gebissenen Wunde heilt, doch die Narbe der Verleumdung bleibe". Hieraus ist das Wort entlehnt, das schon bei F. Bacon (1605. "De dignit. et augment. scient". B. 8. c. 2. Parab. 34) als sprichwörtlich bezeichnet wird:
Audacter calumniare, semper aliquid haeret.
Joh. Olorinus (1609. "Ethogr. Mundi" 9. Regel) citiert es so:
Calumniare audacter, semper aliquid haeret,
Nur kühn verleumden! Etwas bleibt immer haften.
Auch wird (z. B. von Goethe "Dicht. u. Wahrh." B. 10) allein angeführt:
Immer bleibt etwas hängen!
und ebenso lateinisch:
Semper aliquid haeret.—
In des älteren Plinius "Natur. hist." (35, 36, § 10) lesen wir, dass Alexanders des Grossen Hofmaler Apelles († 308 v. Chr.) dem überpeinlichen Maler Protogenes vorwarf, dieser könne nicht so gut wie er "manum de tabula tollere", "die Hand vom Bilde thun". In der Form des warnenden Zurufs
Manum de tabula!
Hand vom Bild!
wurde das Wort in allgemeinerer Bedeutung gang und gäbe.
Ebenda (§ 12) führt Plinius
Nulla dies sine linea!
Kein Tag sei ohne einen Strich!
auch auf Apelles zurück, der sich täglich wenigstens etwas in seiner Kunst üben wollte. (Die Stelle bei Plinius lautet: "Apelli fuit alioqui perpetua consuetudo nunquam tam occupatum diem agendi, ut non lineam ducendo exerceret artem, quod ab eo in proverbium venit", "Apelles machte es sich zur stehenden Gewohnheit, keinen Tag vorübergehen zu lassen, ohne sich wenigstens durch einen Strich in seiner Kunst geübt zu haben, was durch ihn sprichwörtlich wurde".)—
Endlich bietet uns Plinius dort des Apelles Zornruf:
Schuster, bleib' bei deinem Leisten!
wie wir das lateinische
Ne sutor supra (nicht: ultra) crepidam!
frei übersetzen. Apelles nämlich pflegte die von ihm vollendeten Gemälde für die Vorübergehenden so auszustellen, dass er dahinter versteckt ihre Urteile zu hören vermochte. Ein Schuhmacher tadelte nun einmal, dass die Schuhe auf dem Bilde eine Öse zu wenig hätten, und Apelles brachte die fehlende an. Als dann aber der Tadler, stolz auf diesen Erfolg, auch den Schenkel zu bemängeln sich unterfing, rief der unwillige Maler hinter dem Bilde hervor: "Was über den Schuh hinausgeht, muss der Schuster nicht beurteilen", (vrgl. Valerius Maximus 8, 12, externa 3 u. Athenaeus "Deipnosophisten" 8.)—
Εὕρηκα!
Ich hab's gefunden!
rief (nach Vitruvius IX, im Anfang) Archimedes aus, als er bei der Untersuchung des Goldgehaltes einer für König Hiero II. von Syrakus (reg. 269-215) angefertigten Krone das Gesetz des specifischen Gewichts entdeckte. Zwei andere Aussprüche des Archimedes sind:
δός μοι ποῦ στῶ καὶ κινῶ τὴν γῆν
(nach Pappos, ed. Hultsch, L. VIII, p. 1060), oder (nach Simplicius in Phys. ed. Brandis, S. 424 a):
δός μοι πᾶ βῶ καὶ κινῶ τὰν γᾶν
gieb mir einen Punkt, wo ich hintreten kann, und ich bewege die Erde!
oder (nach Tzetzes, hrsg. v. J. Bekker):
δόμμυ πᾶ βῶ καὶ χαριστίωνι τὰν γᾶν κινάσω πᾶσαν
gieb mir einen Punkt, wo ich hintreten kann, so will ich mit meinem Werkzeug die ganze Erde bewegen,
und:
Noli turbare circulos meos,
Störe meine Kreise nicht,
womit er den auf ihn eindringenden Feind zurückwies, der ihn in mathematischen Betrachtungen störte.
Im Valerius Maximus (8, 7, ext. 7) lautet die alte Lesart: "noli, obsecro, istum circulum disturbare". In neueren Ausgaben ist nach den besseren Handschriften das Wort "circulum" weggelassen. Nach den Prolegomena eines ungenannten alten Autors zu dem Neuplatoniker Porphyrios (abgedr. in "Scholia in Aristotelem" von Brandis, Berl. 1836, S. 8) waren die Worte des Archimedes: "τὰν κεφαλὰν καὶ μὴ τὰν γραμμάν". "Nimm meinen Kopf, aber lass unberührt, was ich gezeichnet habe".—
Einen zu teuer erkauften Erfolg nennt man einen
Pyrrhussieg,
weil Pyrrhus, König von Epirus, nach der gewonnenen Schlacht bei Asculum 279 v. Chr., ausrief: "Noch einen solchen Sieg über die Römer und wir sind verloren!" (Plutarch, "Leben des Pyrrhus" c. 21 u. "Aussprüche von Königen und Feldherren" unter "Pyrrhus"; Cassius Dio, I, S. 40. Imm. Bekker.)—
Einem schmähsüchtigen Recensenten geben wir den Namen des griechischen Rhetors
Zoïlus
(um 270 v. Chr.), der sich durch hämische Kritiken Platos und Homers berüchtigt machte.—
Antigonus I. Gonatas, König von Macedonien († 240 v. Chr.), sagte nach Plutarch ("Apophth. reg. et imp." u. "Isis u. Osiris"; bei Didot. Paris 1868. S. 217, 47 und 445, 41): οὐ ταῦτά μοι σύνοιδεν ὁ λασανοφόρος, "davon weiss mein Kammerdiener nichts", als ihn ein gewisser Hermodotus in einem Gedichte "Sohn der Sonne" und "Gott" genannt hatte. Dieses Wort fand in Frankreich seinen Schliff. Wir lesen in Montaignes "Essais" L. 3, Ch. 2 (ersch. 1588): "Mancher galt der Welt als ein Wunder, an dem seine Frau und sein Bedienter nicht einmal etwas Bemerkenswertes sahen. Wenige Menschen sind von ihrem Gesinde bewundert worden", wozu sein Erklärer Coste anmerkt: "Man muss in hohem Grade Held sein, sagte der Marschall von Catinat († 1712), um es in den Augen seines Kammerdieners zu sein (il faut être bien héros pour l'être aux yeux de son valet de chambre)". Doch soll dieses Wort (nach den Briefen des Frl. Aïssé, S. 161 Ausg. v. J. Ravenel. Paris 1853) schon von der zu den Précieusen des 17. Jahrh. zählenden Mdme. Cornuel gesagt worden sein. Bei uns lautet es
für einen Kammerdiener giebt es keinen Helden
und wird von Hegel ("Phaenomenologie" Bamb. u. Würzb. 1807, S. 116 u. "Philos. d. Gesch." 3. Aufl. Berlin 1848, S. 40) und von Goethe ("Wahlverw." 1809, T. II, K. 5 u. "Sprüche in Prosa" Abt. 5) mit dem Zusatz beleuchtet, dass jeder nur von Seinesgleichen geschätzt werden könne. Kant aber fasste es anders auf, denn er schrieb (Ausg. v. Hartenstein VIII, S. 618 in "Frgm. aus d. Nachl." † 1804): "Dass ein Fürst vor seinem Kammerdiener viel verliert, kommt daher, weil kein Mensch gross ist", was Schopenhauer ("Welt als Wille u. Vorstellung" II, 439) breiter ausführt. Aus dieser Selbsterkenntnis entsprang des Antigonus Wort.—
Einem gelehrten und gestrengen Kunstrichter geben wir den Namen eines
Aristarch,
des berühmten Grammatikers um 150 v. Chr., der sich mit Kritik, namentlich Homers, beschäftigte.—
Rom.
Livius 5, 48, Florus 1, 13 und Festus S. 372 (Ausg. v. O. Müller) überliefern, dass der Gallierkönig Brennus (390 v. Chr.), als die besiegten Römer sich sträubten, die auferlegten 1000 Pfund Gold Kriegskontribution nach den zu schweren Gewichten der Feinde abzuwägen, höhnend auch noch sein Schwert in die Wagschale geworfen und dabei gerufen habe: "Wehe den Besiegten!" (Vae victis!) Danach sagen wir noch heute