Bei dem gegenwärtigen Zustande der Dinge kann ganz Europa binnen zehn Jahren kosakisch sein oder ganz republikanisch (toute en républiques).—
Über das Wort
doctrinaire
sagt Duvergier de Hauranne ("Histoire du gouvernement parlamentaire", t. III, p. 534): "Guizot . . . gehörte einer Kammerfraktion (im Jahre 1816) an, die, obwohl sie das Ministerium unterstützte, sich mehr als einmal von ihm getrennt hatte, und deren anerkannter Führer, Herr Royer-Collard, bereits von dem "Nain jaune réfugié" (einer französischen, in Brüssel entstandenen Zeitung) einen später berühmt gewordenen Namen, den Namen 'doctrinaire' erhielt". Andere erzählen, dass Royer-Collard in einer Lehranstalt der "Prêtres de la doctrine chrétienne", auch kurz "doctrinaires" genannt, erzogen wurde. Als er nun 1816 in der Kammer eine Rede hielt, habe ein Mitglied der Rechten ausgerufen: "Voilà bien les doctrinaires!" (Da haben wir die Doktrinäre!) und so sei die politische Bedeutung des Wortes "doctrinaire" für unpraktische Verfechter wissenschaftlicher Theorien entstanden. Sonst kommt das Wort schon in Balzacs († 1654) "Le Socrate chrétien", Disc. 10, vor.—
Den Sturz der bourbonischen Herrschaft kündigte ein prophetisches Wort Salvandys (1795-1856) an. Dieser, damals französischer Gesandter in Neapel, nahm an einem Balle Teil, den der Herzog von Orléans (Ludwig Philipp) am 5. Juni 1830 im Palais Royal zu Ehren seines Schwagers, des Königs von Neapel, gab. Salvandy hat diesen Ball im "Livre des Cent-et-un", Bd. 1, beschrieben. "Als ich", erzählt er, "am Herzog von Orléans vorbeiging, dem man von allen Seiten Komplimente über die Pracht seines Festes machte, sagte ich jenes Wort zu ihm, welches die Zeitungen am folgenden Tage wiederholten: 'Das ist ein ganz neapolitanisches Fest, mein Prinz,
nous dansons sur un volcan.
wir tanzen auf einem Vulcan'."
"Nous marchons sur des volcans" wurde schon 1794 von Robespierre citiert (s. H. Taine: "Les origines de la France contemporaire", II "La revolution", T. III, p. 193, Paris 1885).—
Als einige Tage vor der Einsetzung des Juli-Königtums (1830) die Frage erhoben wurde, ob der neue König den Namen "Philipp der Siebente" annehmen sollte, erklärte Dupin der Ältere (1783-1865): "Der Herzog von Orleans sei auf den Thron berufen worden,
nicht weil, sondern obgleich
non parce que, mais quoique
er ein Bourbon sei".—
Der Herzog von Orléans, der spätere König Ludwig Philipp (reg. 1830-1848), endigte am 31. Juli 1831 seine erste Proklamation als General-Statthalter des Königreichs mit der Phrase:
La charte sera désormais une verité.
Die Verfassung wird künftighin eine Wahrheit sein.
Dupin der Ältere (s. dessen Mémoiren II, p. 151) schrieb diese Proklamation nach den Ideen des Herzogs. S. Näheres in Roger Alexandres "Musée de la Conversation" 1892, S. 58.—
Am 16. Sept. 1831 meldete der "Moniteur" (p. 1594), der "Courrier" erzähle nach dem "Preussischen Staatsanzeiger", was sich am 15. und 16. August (nach der blutigen Einnahme Warschaus) zugetragen habe, und füge hinzu . . . . "L'ordre et la tranquillité sont entièrement rétablis dans la capitale" ("Ordnung und Ruhe sind in der Hauptstadt völlig wieder hergestellt"). Selbigen Tages zeigte der Minister Graf Sebastiani den Abgeordneten in Paris das Ereignis an und citierte dabei: "au moment où l'on écrivait, la tranquillité régnait à Varsovie." Darauf erschien im Journal "La Caricature" eine Zeichnung von Grandville et Eugène Torest, die einen russischen Soldaten unter Leichen darstellte und die Unterschrift trug:
"L'ordre règne à Varsovie."
S. R. Alexandre: "Musée de la conversation" 1892, p. 262. Nach der Abendausgabe der Nationalzeitung vom 29. Nov. 1880 hätte der russische Feldherr Paskiewitsch diese Worte am 8. Sept. 1831 dem Kaiser Nikolaus geschrieben, doch weiss J. Tolstoy "Essai sur le feldmaréchal Paskewitch", Paris 1835, nichts davon.—
Victor Cousin (1792-1867) soll (nach Joh. Jacoby "Heinr. Simon" 2. Aufl. S. 110) gesagt haben:
Preussen, das klassische Land der Schulen und Kasernen.
Aber wann und wo? In seinem "Rapport sur l'état de l'instruct. publ. dans quelq. pays de l'Allem. et particul. en Prusse (Par. 1832)" steht es nicht.—
Entente cordiale,
Herzliches Einverständnis,
ein Ausdruck zur Bezeichnung des Verhältnisses zwischen England und Frankreich, datiert nach Littré aus der Adresse der französischen Deputirtenkammer von 1840 bis 1841. Metternich ("Nachgel. Papiere" Wien 1883. VII, p. 27) führte das Wort auf Guizot (1787-1874) zurück.—
La France marche à la tête de la civilisation
Frankreich marschiert an der Spitze der Civilisation
entsprang Guizots Vorlesungen über "Geschichte der Civilisation in Europa" (Paris 1845, 1. Vorlesung). Erst sagte er nur:
"Es hiesse zu weit gehen, wollte man behaupten, dass Frankreich immer und in allen Richtungen an der Spitze der Völker geschritten sei" (qu'elle est marché toujours dans toutes les directions à la tête des nations),
dann aber weiterhin:
"Geisteshelle, Geselligkeit und sympathisches Wesen sind Frankreichs Grundzüge und die seiner Civilisation; und diese Eigenschaften machten es ganz besonders geeignet, an der Spitze der europäischen Civilisation zu marschieren (à marcher à la tête de la civilisation européenne)".—
Prinz Louis Napoléon hielt als Präsident auf seiner Rundreise durch Frankreich bei einem Banquet, das ihm die Handelskammer von Bordeaux am 9. Oktober 1852 gab, eine Rede, in welcher
L'empire, c'est la paix
Das Kaiserreich ist der Friede
vorkam. Der "Kladderadatsch" vom 7. Nov. 1852 formte es prophetisch um in: "L'empire c'est l'épée".—
Mac Mahon (1808-92) schrieb am 9. Sept. 1855 im Krimkriege auf dem erstürmten Malakoff, als ihm vom Oberbefehlshaber durch einen Adjutanten mitgeteilt wurde, die Russen hätten Vorbereitungen getroffen, um das Werk in die Luft zu sprengen, mit Bleistift auf ein Stückchen Papier an den Oberbefehlshaber:
J'y suis, et j'y reste.
Ich bin da und ich bleibe da.
(vrgl. "Die französischen Marschälle der Gegenwart" von Hauptmann Zernin in der "Gegenwart", 1881, No. 24, S. 371).—
Im Kriegsmanifeste vom 3. Mai 1859 verhiess Napoléon III. (reg. 1852-70) "ein freies Italien bis zum Adriatischen Meere", eine Verheissung, die in der Form
Frei bis zur Adria
ein geflügeltes Wort geworden ist. In der Vorrede zu "Frei bis zur Adria. Österreichische Regierungsgeschichte in Italien" von Gustav Rasch (Berlin 1860) wird das Wort als Wahlspruch Italiens angeführt.—
Auf eine Interpellation von Thiers am 14. April 1867 im gesetzgebenden Körper über die auswärtigen Beziehungen antwortete Eugène Rouher (1814-84) am 16. unter anderm:
"Der Tag vom 3. Juli (Schlacht bei Sadowa) war ein schwerer für die Männer, welche die Geschicke dieses Landes leiten. Sowohl das Militär wie die öffentliche Meinung hatte geglaubt, Preussen werde seinen kühnen Versuch teuer bezahlen müssen; man hielt es für gewiss, dass es eine Schlappe erleiden werde. Seinem Erfolge, diesem unvorhergesehenen Ereignisse gegenüber, fühlten wir
patriotische Beklemmungen"
"angoisses patriotiques".
Das Wort wiederholte er weiterhin in seiner Antwort noch einmal.—
Im Sept. 1867 sagte Napoléon III. in Lille: "Seit den letzten vierzehn Jahren, als ich zum ersten Male die Norddépartements besuchte, sind sehr viele meiner Hoffnungen in Erfüllung gegangen und grosse Fortschritte gemacht worden; allein auch
schwarze Punkte
oder:
dunkle Punkte
points noirs
haben unsern Horizont umwölkt". Rouher sagte dann im Juli 1870 im Corps Législatif: "Die Expedition nach Mexiko ist der einzige dunkle Punkt in dem glänzenden Bilde".—
Interpelliert, ob Alles in Kriegsbereitschaft sei, antwortete der Kriegsminister Marschall Leboeuf (1809-88) 1870:
(Nous sommes) archiprêts,
Wir sind erzbereit.—
Amerika.
Lynchjustiz
(Lynch law),
d. i. "Volksjustiz", schreibt sich von John Lynch her, welcher gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als die Kolonialgesetze in den Vereinigten Staaten keinen zuverlässigen Schutz gewährten, von den Bewohnern in Nordcarolina mit unumschränkter gesetzgeberischer, richterlicher und vollziehender Gewalt und Macht bekleidet wurde. Man sagt auch für "Lynchjustiz ausüben" kurzweg
lynchen.—
Benjamin Franklin (1706-90) antwortete, wenn man sich in Paris bei ihm nach den Fortschritten der Revolution in Amerika erkundigte:
Ça ira!
's wird schon gehen!
Die französische Revolution ergriff das Wort und machte es zu ihrem Hymnus. In den "Briefen von Friedrich Matthisson" (Zürich 1802, S. 146) meldet der 15. Brief (Nismes, 22. März 1792): "Der allgemeine Nationalgruss ist jetzt: 'Ça ira!', worauf 'Cela va!' (es geht schon) erwidert wird".—
Holland.
Peter Meffert,
ein Name, den man gebraucht, um einen spürnasigen, ausplaudernden, eitlen Hans in allen Gassen zu bezeichnen, ist nach Dr. Gustav Schwetschkes "Geschichte des L'Hombre" (Halle 1863, S. 26) der Name des im 17. Jahrh. renommierten Spielkartenfabrikanten Pieter Mefferdt in Amsterdam. In Johann Laurembergs 4. Scherzgedicht "Von altmodischer Poesie und Reimen" (V. 348, Hafn. 1648) wird die Spielkarte daher scherzweise "Peter Mefferts Boek" genannt.
In den wertvollen Sammlungen des Herrn von Berlepsch in Gross-Stöckheim bei Wolfenbüttel befand sich ein gedruckter Spielkarten-Umschlag, auf welchem der Nachfolger Peter Mefferts den Ruhm seines Vorgängers verkündet. So hat auch Boiteau in den "Cartes à jouer", S. 114 die Abbildung eines Treffbuben (Carte des Flandres, 17. siécle) mit der Zettelschrift PIETER MEFFERDS. Lappenberg in seiner Ausg. Johann Laurembergs, Stuttgart 1861, bemerkt: "Peter Meffert heft Waaren feil, ist eine scherzhafte Redensart zu Lübeck". Bald wurde Peter Meffert eine allgemeine Bezeichnung. In Christian Weises 1680 am 6. März in Zittau aufgeführtem "Lustspiel von einer zweifachen Poetenzunft" wird Peter Meffert als Primus einer Schule genannt. Im "Leipziger Musenalmanach aufs Jahr 1777", S. 45, heisst es in dem J. W. G. (Goethe?) unterzeichneten Epigramm "Auf einem gewissen Horcher im Parterr." 1769:
"Schreib! um der Welt nichts zu verschweigen,
Darfst du nur Mefferts Jünger seyn,
Von allen seinen Schmierereyn,
Ist auch das Schlechtste nur sein eigen."
Das 39. Gedicht in dem seltenen Buche Gleims "Sinngedichte" (auf der Gleim-Bibliothek in Halberstadt) trägt den Titel: "Peter Meffert. Nach dem Italiänischen des Paolo Rolli" und beginnt: "Was will nicht alles Peter Meffert seyn?" (Rollis "Rime" erschienen 1717.) Dasselbe Gedicht steht auch bei Klotz ("Deutsche Bibliothek der schönen Wissenschaften" Bd. 4, Str. 13, Halle 1770) in einer Kritik des obengenannten Gleimschen Buches. Wieland beklagte sich in einem Briefe an Gleim vom 9. Mai 1770 ("Ausgew. Briefe von Wieland" II, S. 365), dieser habe sein Amadis-Manuscript einem "Peter Meffert" gezeigt, einem "homunculus", der "poetisches Almosen" zu Musenalmanachen zusammenbettele und aus dem Zusammenhang gerissene Stellen "allenthalben wieder vorweise". J. G. Jakobi schrieb an Gleim (s. dessen Nachlass zu Halberstadt) am 20. Okt. 1775: "die Peter Mefferts haben, wie der leidige Teufel, überall ihr Spiel. Wir aber singen fort und lieben uns".—
Klassiker-Ausgaben, welche durch wörtliche Übersetzung des Textes der Denkträgheit des Lernenden frönen, werden als Ausgaben
ad modum Minellii
in Minellis Art
bezeichnet nach dem Rektor der Erasmus-Schule in Rotterdam Jan Minelli († 1683), der sich zuerst darin hervorthat.—
Blue-stocking,
Bas bleu,
Blaustrumpf,
d. h. eine Dame, die sich unter Vernachlässigung ihrer Häuslichkeit in unerfreulicher Weise wissenschaftlich hervorthut, hatte ursprünglich keineswegs die missbilligende Nebenbedeutung, die wir dem Ausdrucke jetzt beilegen, und bezeichnete in der Mehrheit nur Gesellschaften, in denen Kartenspiel verpönt und deren Hauptzweck geistvolle Unterhaltung war. Die Bildung solcher Gesellschaften schreibt man gewöhnlich den drei Damen: Lady Montague, Frau Vesey und Frau Ord zu. In diesen Gesellschaften zeichnete sich durch Anmut in der Unterhaltung der Gelehrte Stillingfleet († 1771) aus, der im Anzuge vernachlässigt, in blauen Kniestrümpfen erschien. Das soll den holländischen Admiral Boscawen veranlasst haben, diese Versammlungen "Blaustrumpfgesellschaften" zu nennen, um damit zu bezeichnen, dass in ihnen nur geistige Begabung, nicht der glänzende Anzug den Ausschlag gab.
vrgl. Boswall "Leben Johnsons", 72. Lebensjahr und das Vorwort zu Miss Hannah Mores Gedicht "Der Bas bleu oder Konversation". Nach Doran ("Eine Dame des vorigen Jahrhunderts", Kap. 11, London 1873) werden Herrn Stillingfleets blaue Strümpfe zum ersten Mal in einem Briefe der Lady Montague vom Jahre 1757 erwähnt.—
England.
Über die um 1680 politische Bedeutung gewinnenden Wörter
Whig und Tory
sagt Macaulay, "Geschichte von England", B. 1, K. 2 (S. 253 Ausg. Tauchnitz):
"In Schottland hatten einige der verfolgten Kirchenabtrünnigen, durch Bedrückung zur Verzweiflung getrieben, den Primas ermordet, gegen die Regierung die Waffen ergriffen, einige Vorteile über die königlichen Truppen errungen, und sie waren erst zur Ruhe gebracht worden, als Monmouth sie bei Bothwell Bridge geschlagen hatte. Diese Eiferer waren sehr zahlreich unter den Bauern des westlichen Nieder-Schottlands, die gewöhnlich "Whigs", genannt wurden. So wurde der Name Whig den presbyterianischen Eiferern Schottlands beigelegt und auf diejenigen englischen Politiker übertragen, welche Neigung zeigten, dem Hofe gegenüberzutreten und protestantische Dissidenten mit Nachsicht zu behandeln. Zur selben Zeit gewährten die Sümpfe Irlands geächteten Papisten eine Zuflucht. Diese Leute hiessen damals "Tories". Daher wurde der Name Tory Engländern gegeben, die nicht dazu beitragen wollten, einen katholischen Prinzen vom Thron auszuschliessen".
"Whig" bedeutet ursprünglich saure Molken; das irische Wort "Tory" ist angeblich soviel wie Räuber.—
Es war auf der englischen Flotte Sitte gewesen, den Mannschaften ihre Portion Rum ungemischt zu liefern, was manchen Rausch hervorbrachte und die Mannszucht störte. Deswegen verfügte 1740 Admiral Vernon, dass der Rum mit Wasser vermischt verabfolgt werden solle. Schon früher hatte der Admiral, der gewöhnlich einen Rock von kameelhärenem Zeug (grogram) trug, von seinen Leuten deshalb den Beinamen "Old Grog" erhalten. Der Name
Grog
ging nun auf das von ihm erfundene Getränk über.—
Das Sir Robert Walpole (1676-1745) zugeschriebene Wort
Ein jeder Mensch hat seinen Preis
ist in dieser Schroffheit nicht von ihm gesagt worden. In Coxes "Memoirs of the life and administration of Sir Robert Walpole" (IV, S. 369) heisst es von ihm: "Redefloskeln verachtete er. Die Auslassungen vorgeblicher Patrioten schrieb er ihren oder ihrer Angehörigen eigennützigen Absichten zu und sagte von ihnen: 'Alle diese Leute haben ihren Preis'!"—
Nelsons (1758-1805) Tagesbefehl in der Schlacht bei Trafalgar am 21. Okt. 1805 lautete:
England expects that every man will do his duty.
England erwartet, dass jeder Mann seine Pflicht thun wird.
(vrgl. "The dispatches and lettres of Vice-Admiral Lord Viscount Nelson", Bd. 7, S. 150, London 1845-46.)—
Dr. Johann Jakoby bemerkte am 5. Juni 1848 in einer Rede vor Berliner Wahlmännern, dass O'Conell (1775-1874) sich einst den
bestverleumdeten Mann
der drei Königreiche genannt habe. Das Wort ist vielfach auf Andere übertragen und variiert worden. So sagte Fürst Bismarck im preussischen Landtage am 16. Jan. 1874: "Gehen Sie von der Garonne, um mit der Gascogne anzufangen, bis zur Weichsel, von dem Belt bis zur Tiber, suchen Sie an den heimischen Strömen der Oder und des Rheins umher, so werden Sie finden, dass ich in diesem Augenblicke wohl die am stärksten und—ich behaupte stolz!—die am besten gehasste Persönlichkeit in diesem Lande bin". Seitdem hört man häufiger:
bestgehasster Mann.—
Am 6. April 1852 schrieb das "Albany Evening Journal": "Ein Freund wünscht, dass wir ankündigen, er werde sich zu geeigneter Zeit erlauben, ein neues Wort in das Wörterbuch einzuführen. Der Zweck der beabsichtigten Neuerung ist, die jetzt vorhandene Nötigung zu vermeiden, zwei Wörter, die oft vorkommen, zu gebrauchen, wo eins genügen würde. Das Wort ist
Telegram
(Telegramm)
statt 'telegraphische Depesche'" u. s. w. Der Erfinder war der Amerikaner E. P. Smith aus Rochester.—
Der rechte Mann an der rechten Stelle
The right man in the right place
ist aus einer Rede A. H. Layards entwickelt, die er am 15. Januar 1855 im Unterhause hielt, und worin er sagte: "Ich habe immer geglaubt, dass Erfolg das unvermeidliche Ergebnis sein werde, wenn man sowohl dem Landheere wie der Flotte freie Bewegung gönnte, und wenn wir den rechten Mann abordneten, um die rechte Stelle zu füllen".—
Der Güterverwalter des Grafen Erne in der irischen Grafschaft Mayo, der englische Kapitän James Boycott († 1897), drückte die Pächter seines Herrn derart, dass ihm das empörte Volk Arbeit und Kauf versagte. Unter starkem militärischen Schutz brachten im November 1880 orangistisch gesinnte Arbeiter aus Ulster seine Ernte ein, seine Vorräte in Sicherheit und geleiteten ihn selbst nach einem anderen Ort. Seitdem reden wir in Fällen, wo das Volk zu ähnlicher Selbsthilfe gegen einen Arbeitgeber greift, von
boycotten
und nennen ein solches Verfahren auch kurzweg einen
Boycott.
Der Ausdruck "boycotting" (boykottieren) soll zum ersten Male in einer Dubliner Zeitung vom 13. November 1880 gestanden haben.—
Deutschland und Österreich.
Bischof Chrodegang von Metz stellte um 760 zur Besserung der verwilderten Geistlichkeit eine Lebensregel, einen Kanon auf. Dieser Kanon verpflichtete sie, sich nach der Morgenandacht vor dem Bischof oder dessen Stellvertreter zu versammeln, der ihnen ein Kapitel der Bibel, besonders aus dem 3. Buche Mose, Leviticus genannt, vorlas, das religiöse Gesetze, namentlich für Priester und Leviten enthält, woran er dann die nötigen Rügen und Ermahnungen knüpfte. Hiervon wurde nachmals ein Saal, wo dies geschah, "Kapitelstube", eine solche Gemeinschaft "Domkapitel" genannt, und es erklären sich so die üblichen Worte:
Die Leviten lesen, das Kapitel lesen oder abkapiteln, den Text lesen.—
Von Lothar I. (795-855), der vom Kaiser zum Mönch wurde, stammt nach Matthias Borbonius ("Delitiae Poetarum Germanorum" 1, 685; Frkf. 1612), das Wort her: "Omnia mutantur, nos et mutamur in illis" ("Alles ändert sich und wir ändern uns mit"), was uns in der Form geläufig ist:
Tempora mutantur, nos et mutamur in illis.
Die Zeiten ändern sich und wir uns in ihnen.—
Dass der Parteiruf:
Hie Welf, hie Waiblingen!
zuerst 1140 in der Schlacht bei Weinsberg vernommen worden sei, gehört nach Jaffé ("Gesch. d. Deutsch. Reich. unt. Conrad III." Hann. 1845, S. 35) ins Reich der Fabel. Dr. Souchay ("Deutsche Geschichte"), kennt den Ruf in der Form: "Hie Weif, hie Waiblinger!"; in G. Webers "Weltgeschichte", S. 229 heisst es: "Hie Welf, hie Waibling!" Waiblingen war der Name einer hohenstaufischen Burg, anderthalb Meilen von Stuttgart.—
Nach der Übergabe von Weinsberg (S. 36 bei Jaffé) wurde, so wird erzählt, den Frauen erlaubt, mit dem, was sie auf den Schultern tragen können, frei abzuziehen. Da kamen sie heraus, eine Jede ihren Mann auf dem Rücken tragend. Man drang in Konrad III. diese Arglist zu ahnden. Er aber entgegnete: "Ein Königswort darf nicht geändert werden" (Zincgref, "Apophthegmata", Strassb. 1626, S. 29 und 30), woraus Bürger in der Ballade "Die Weiber von Weinsberg", Strophe 11, Vers 3 und 4 gemacht hat:
Ein Kaiserwort soll man nicht dreh'n, noch deuteln.
Die Erzählung ist unhistorisch. Zum "Hohenlied", 1, 4 bringt schon der Midrasch eine ähnliche Anekdote; s. Tendlau "Das Buch der Sagen und Legenden jüdischer Vorzeit", S. 54; Bernheim in den "Forschungen zur deutschen Geschichte", XV. S. 239 ff.—
Von Ludwig dem Eisernen, zweitem Landgraf von Thüringen (1140-72), erzählt die "Düringische Chronik" von Joh. Rothe (hrsg. von R. von Liliencron, Jena 1859, S. 292), er wäre im Anfang seiner Regierung so milde und gut gewesen, dass der Übermut der Mächtigen zunahm und das Volk hart bedrückt wurde. Da habe er sich einst im Thüringer Walde auf der Jagd verirrt und habe beim Schmied von Ruhla, der ihn nicht kannte, nächtliche Unterkunft gefunden. Die Nacht durch habe der Schmied emsig gearbeitet, und wenn er mit dem Hammer auf das Eisen schlug, so habe er dabei auf den Landgrafen und seine Lässigkeit fluchend und scheltend gerufen: "Nun werde hart", was einen so tiefen Eindruck auf den Fürsten machte, dass er von Stunde an nach dem Rechten sah und wieder Zucht und Ordnung im Lande herstellte (Otho Melander "Joco-Seria" 1603, No. 328). Diese Sage bearbeitete Wilh. Gerhard (Gedichte, B. 2, S. 24, Leipz. 1826) im Gedichte: "Der Edelacker", aus dem die Worte des Schmieds in der Form:
Landgraf! werde hart!
zum Citate geworden sind.—
Das Wort:
Caesar non supra grammaticos,
Der Kaiser hat über Grammatiker nicht zu gebieten,
welches durch das von Burchard Waldis in der Fabel "Wie ein Sauhirt zum Abt wird" mitgeteilte Sprichwort: "Die Schreibfeder muss Kaiserin bleiben" wiedergegeben und von Molière "Les Femmes savantes" 2, 6 zu:
La grammaire qui sait régenter jusqu'aux rois
Die Grammatik, welche sogar die Könige zu beherrschen weiss,
verarbeitet wird, bezieht sich auf Kaiser Sigismund, der nach des Cuspinianus Kaiserchronik (unter "Sigismund") auf dem Kostnitzer Konzil (1414-18) "Schisma" als männliches Hauptwort brauchte und, deswegen vom Erzbischof Placentinus gerügt, lateinisch ausrief: "Placentinus, Placentinus, wenn du auch Allen gefallen solltest, gefällst Du uns keineswegs, da Du meinst, dass wir weniger Autorität besitzen als der Grammatiker Priscianus, den, wie Du behauptest, ich verletzt habe"; vrgl. Zincgref "Apophth.", Strassb. 1626, S. 60.[75]—Menzel "Geschichte der Deutschen", 3. Aufl., Kap. 325: "Konzilium zu Konstanz", lässt ohne Angabe der Quelle den Kaiser sagen: "Ego sum rex Romanus et supra grammaticam" (Ich bin Römischer König und über der Grammatik).—
[75] Sueton "Über berühmte Grammatiker" 22 und Cassius Dio 57, 17 erzählen: Als Tiberius sich eines unlateinisohen Wortes bedient und Atteius Capito geäussert hatte, wenn es auch kein lateinisches Wort sei, so würde es von nun an eins werden, sagte Marcellus: "Menschen, o Kaiser, kannst Du das Bürgerrecht wohl geben, aber nicht Wörtern".
O sancta simplicitas!
O heilige Einfalt!
soll Huss 1415 (nach Zincgref-Weidner, Amsterdam 1653, 3. T., S. 383) auf dem Scheiterhaufen ausgerufen haben, als er sah, wie ein Bauer (nach von Loeper: "Faust", sowie von Karl von Gebler: "Nachklänge", 1880, 1. Bd., S. 182: "ein altes Mütterchen") in blindem Glaubenseifer sein Stück Holz zu den Flammen herbeitrug. Doch wird schon in der lateinischen Fortsetzung der Kirchengeschichte des Eusebius († 340) durch Rufinus († 395) B. 10, K. 3 die "sancta simplicitas" erwähnt, mit der ein Bekenner auf dem ersten Konzil zu Nicaea (325) einen bis dahin unüberwindlichen Philosophen zum Schweigen brachte und bekehrte. "Johann Huss und das Konzil zu Costnitz" nach E. de Bonnechose (Leipz. 1848, S. 254) enthält nichts von einem solchen Ausrufe des Huss.—
Bei jeder Kaiserkrönung in Deutschland rief der kaiserliche Herold:
Ist kein Dalberg da?
worauf der anwesende Dalberg vom neugekrönten Kaiser den Ritterschlag als erster Reichsritter empfing. Zum ersten Male wird dieser einem Dalberg gewährte Ritterschlag bei der römischen Kaiserkrönung Friedrichs III. im Jahre 1452 erwähnt. ("Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte". Neue Folge I, S. 101.)—
Den gestrigen Tag suchen
erklärt sich aus Wolf Büttners "627 Histoiren von Claus Narren" (Eisleb. 1572. 21, 51), wonach der Hofnarr Claus († 1515) den Kurfürsten Johann Friedrich, welcher klagt: "Den Tag haben wir übel verloren" also tröstet: "Morgen wollen wir alle fleissig suchen und den Tag, den du verloren hast, wohl wieder finden."—
Ein 1833 erschienener Roman von Ludwig Bechstein führte den Titel:
Das tolle Jahr.
Der Roman behandelt die Geschichte der Stadt Erfurt im Jahre 1509, das wegen städtischer Wirren also benannt wurde. Heute pflegen wir das Jahr 1848 so zu nennen.—
In Zincgref-Weidners "Apophthegmata" (Lpzg. 1693, S. 10) heisst es: "Als er (Maximilian I., † 1519) auf eine Zeit gar vertraulich Gespräch hielte mit etlich seiner Leuten von einem und andern Land und Königreich, fället er unter andern auch dieses Urteil: 'Wenn es möglich wäre, dass ich Gott sein könnte und zween Söhne hätte, so müsste mir der älteste Gott nach mir und der andre König in Frankreich sein'". Die Redensart
leben wie Gott in Frankreich,
die allein in Deutschland gebräuchlich ist, lässt sich nur aus dieser Anekdote erklären. Man muss annehmen, dass Maximilian in den Mund gelegt wurde, sein erster Sohn müsse Gott, sein zweiter Gott in Frankreich sein.—
Der Ablasskrämer Johann Tetzel (1455-1519) pflegte zu sagen: "sobalde der pfennige ins becken geworffen und clünge sobalde vere die sele, dafür er geleget, ym Himmel" (s. "Görlitzer Annalen" 1509-1542 von Bürgermeister Joh. Hass; abgedr. in d. "Zeitschr. f. histor. Theolog." 4. Heft, Jahrg. 1842, S. 173). Hans Sachs in seinem Sang "Die Wittenbergisch Nachtigall, Die man yetz höret vberall" (1523) legte dann den Ablasskrämern die Verse in den Mund:
"Legt ein gebt euwer hilff und stewr
Und lösst die seel auss dem Fegfewr
Bald der guldin im Kasten klinget
Die Seel sich auff gen hymel schwinget".
Dies hat sich zu dem geflügelten Wort umgeformt:
Sobald das Geld im Kasten klingt,
Die Seele aus dem Fegfeuer springt.
Freilich hat Tetzel in seiner Antithese gegen Luthers 27. These ("Statim ut iactus numus in cistam tinnierit evolare dicunt animam") gesagt, dass eine geläuterte Seele sich auch ohnedem zu Gott aufschwinge, aber er hat damit nicht ganz die reinigende Kraft solcher Spende abgeleugnet. (vrgl. Kayser: "Geschichtsquellen über Tezel" Annal. 1877. S. 13).—
Luther soll am 18. April 1521 vor dem Reichstage zu Worms seine Antwort auf die Frage, ob er widerrufen wolle, mit den Worten geschlossen haben:
Hier stehe ich! Ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen.
Diese Worte stehen an dem Lutherdenkmale, welches 1868 in Worms enthüllt wurde. Nach der ältesten Darstellung hat er aber nur die im Sprachgebrauche der Zeit gewöhnlichen Worte: "Gott helfe mir, Amen!" gesprochen. ("Theologische Studien und Kritiken" von Hundeshagen und Riehm, 1869, 3. Heft, S. 517; Ranke: "Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation", 6. Aufl., Bd. 1, S. 336.)—
Mit dem die Richtigkeit einer Rechnung bekräftigenden Worte:
nach Adam Riese
erwecken wir das Andenken des Vaters der modernen Rechenkunst, des Bergbeamten Adam Ryse in Annaberg (1482-1559), dessen Rechenbuch 1523 zu Erfurt erschien.—
Bruder Studio
erklärt Scheube ("Aus den Tagen unserer Grossväter", S. 174) also: "Als der Gründer der Universität Jena, Kurfürst Johann Friedrich der Grossmütige von Sachsen, aus seiner Gefangenschaft bei Kaiser Karl V. entlassen, am 24. Sept. 1552 feierlichen Einzug hält in seiner neuen Hochschule, da erfreut er sich besonders an der stattlichen Anzahl der ihn jubelnd empfangenden, kräftig frischen Jünglinge. 'Sieh! das ist Bruder Studium!' spricht er lächelnd zu dem im Wagen an seiner Seite sitzenden Lukas Cranach, indem er auf die ihn umgebenden Musensöhne deutet. Das Wort schlägt ein, und bald wird es zur allgemeinen Bezeichnung des deutschen Studenten, als die es wohl bis an das Ende aller Dinge fortleben wird".—
Fiat iustitia, et pereat mundus
wird in den "Loci communes" (1563) des Joh. Manlius II, p. 290 als Wahlspruch Kaiser Ferdinands I. (reg. 1556-64) angegeben, und Zincgref ("Apophth." Strassb. 1626, S. 107) sagt von diesem Kaiser: "Es war ihm auch diese Rede sehr gemein: 'Das Recht muss seinen Gang haben und sollte die Welt darüber zu Grunde gehen'."—
Dass
die Türkei der kranke Mann
genannt wird, erklärt sich also: Auf der Münchener Staatsbibl. (Cod. germ. 4055, S. 148-153) befindet sich ein Lied des Chorherrn zu Baumburg J. Albert Poysel, "Der Türk ist krank", 1683 (von Ditfurth. "Histor. Volksl. von 1648-1746", No. 45, Heilbr. 1877), in dem es heisst:
Mein Hirn das schwindt, mein Haupt empfindt
Ohnmachten und Hinfallen;
. . . . . . . . . . . . . . .
Mein Alkoran und mein Divan
In schwerer Schwachheit liegen;
Mein g'habte Macht, mein g'führte Pracht
Liegen fast in den Zügen.
No. 47 daselbst (Münchener Staatsbibl., Cod. germ. 4088, S. 117) von demselben Verfasser ist betitelt:
Suldans Krankheit. 1684.
Der Sultan klagt darin über seine Krankheit, und es wird ihm von zehn Ärzten über dieselbe Aufklärung erteilt.
Schon zu Ende des 17. Jahrh. hatte Sir Thomas Roe, Botschafter Jakobs II. in Konstantinopel, geschrieben, dass das Osmanenreich dem Körper eines alten Mannes gleiche, der, mit Krankheit bedeckt, den Anschein der Gesundheit annehme, obwohl sein Ende nahe sei. In Montesquieus "Lettres Persanes" (1721), I, Brief 19 heisst es dann: "Ich habe mit Erstaunen die Schwäche der Osmanen gesehen. Dieser kranke Körper wird nicht durch eine milde und massige Diät erhalten, sondern durch gewaltsame Mittel, die ihn unaufhörlich erschöpfen und untergraben" . . . und Voltaire (Correspondance XVI) schrieb an Katharina II.: "Votre Majesté dira que je suis un malade bien impatient et que les Turcs sont beaucoup plus malades". Nach H. v. Treitschke ("Deutsche Geschichte im 19. Jahrh." IV, 331) nannte Ancillon den Sultan zuerst einen "kranken Mann".
Endlich enthält ein 1854 im englischen Parlamente verteiltes Blaubuch die Unterredungen von Nikolaus I. mit dem britischen Gesandten Sir George Hamilton Seymour in Petersburg in den Monaten Januar bis April 1853. Am 14. Januar hatte der Kaiser der Pforte als eines an Altersschwäche leidenden Kranken erwähnt, der plötzlich unter den Händen sterben könnte. Seymour hatte über das Gespräch nach London an Lord Russel berichtet. Auf des letzteren Rückäusserung, die Auflösung des Patienten würde doch vielleicht noch länger, vielleicht noch hundert Jahre dauern, sagte der Kaiser zum Gesandten am 20. Februar 1853: "Ich wiederhole Ihnen, dass der Kranke im Sterben liegt".—
Über
Alter Schwede
bemerkte von Treitschke in einem Vortrage an der Berliner Universität über "Geschichte des preussischen Staates" (Sommer 1879), der Ausdruck sei dadurch entstanden, dass der grosse Kurfürst (1640-88) alte gediente schwedische Soldaten in seine Dienste zu treten veranlasste. Diese Leute seien vornehmlich zu Unteroffizieren gemacht worden, weil sie Rekruten gut zu drillen verstanden; sie hiessen "die alten Schweden". Weigand erklärt die Redensart als "Mann von altem Schrot und Korn"; "Der richtige Berliner" (4. Aufl., 1882, S. 92) als "gemütliche Anrede".—
In der Schlacht am Speierbache am 14. Nov. 1703 im spanischen Erbfolgekriege waren die deutschen Truppen, unter ihnen die von ihrem Erbprinzen geführten Hessen-Kasseler, geschlagen worden. Am 13. Aug. 1704 verloren die Franzosen die Schlacht bei Höchstedt (Blenheim). Als ihr Feldherr, Marschall Tallard, gefangen vor den Erbprinzen von Hessen geführt wurde, rief ihm dieser entgegen: "Ah, monsieur le maréchal, vous êtes très-bien venu, voilà de la revanche pour Speierbach".
Revanche für Speierbach
ist noch heute ein in Hessen und Westfalen geläufiges Wort.—
Nach Erman ("Mémoires pour servir à l'histoire de Sophie Charlotte, reine de Prusse" Berlin 1801, p. 197) beklagte sich Leibniz (1646-1716), die Königin Sophie Charlotte frage immer noch weiter, auch wenn er ihr ein philosophisches Problem gelöst habe: sie verlange,
le pourquoi du pourquoi,
das Warum des Warums
zu erfahren.—
1716 wurde auf Grund einer Denkschrift des Grafen Karl Truchsess eine Reform wegen der Kriegsgefälle des platten Landes in dem Amt Brandenburg versucht, und der Graf und vier von den preussischen Ständen wurden zur Beratung nach Berlin beschieden. Ein Erbieten der vier preussischen Herren, die 220000 Thaler jährlich, auf die der König rechnete, in bisheriger Weise aufzubringen und dies mit dem dazu berufenen Landtage zu vereinbaren, lehnte Friedrich Wilhelm I. (reg. 1713-40) durch folgende Randbemerkung vom 25. April 1716 an die Kommission ab:
"sie sollen mir ihre Meinung schreiben, ob das nicht angeht sonder mein prejudice, dass ich den Landtag lasse ausschreiben; und gebe auch 4000 Thlr. Diäten. Aber die Hubenkommission soll ihren Fortgang haben. Ich komme zu meinem Zweck und stabiliere die Souveränität und setze die Krone fest wie einen