Sein Schwert in die Wagschale werfen,
wenn von gewaltsamen Entscheidungen die Rede ist, und citieren das
Vae victis!
wie es bereits Plautus ("Pseudolus" 5, 2, 19) that.—
Der zweite punische Krieg wurde 218 v. Chr. in Karthago also eröffnet, dass der römische Abgesandte, die Toga zu einer Falte zusammenbauschend, sprach: "hierin tragen wir Krieg und Frieden für Euch: nehmet, was Ihr wollt"; (Liv. 21, 18: tum Romanus sinu ex toga facto "hic" inquit "vobis bellum et pacem portamus; utrum placet, sumite"; s. auch Dio Cassius, Frgm. 55, 10). Und als ihm zugerufen wurde, er möge geben, was er wolle, entfaltete er den Bausch des Gewandes und sagte: er gäbe den Krieg. Hierauf beruht das geflügelte Wort:
Krieg und Frieden in den Falten seiner Toga tragen.—
Im Jahre 217 v. Chr. sprach P. Scipio (nach Livius XXII, 22, 14) vor Sagunt zum Präfekten Bostar: "habita fides ipsam plerumque obligat fidem" ("gehegtes Vertrauen verpflichtet meistens das Vertrauen selbst", d. h. "die, denen man Vertrauen zeigt, fühlen sich dadurch auch zum Vertrauen verpflichtet"). Dieses Wort wurde in der Form
Vertrauen erweckt Vertrauen
folgendermassen zu einem "geflügelten". Lehmann schrieb in seinem "Florilegium politic. auct." (Frkf. 1662, I, 346 No. 38) "Fides facit fidem"; Krummacher übersetzte das in seiner 43. Parabel "Das Rotkehlchen" (Duisburg. 1805) mit "Freundliches Zutrauen erweckt Zutrauen"; Pastor Schmaltz sagte am 12. Sept. 1830 in der Kirche zu Neustadt-Dresden: "Vertrauen erweckt Vertrauen"; König Friedrich August II. v. Sachsen liess sich, als Prinzregent, das Manuskript der Schmaltzischen Predigt geben und sprach am 20. Sept. (laut der "Dankadresse an S. Kgl. H. d. Prinz. Friedr. Aug., Mitreg. d. Königr. Sachs." Dresd. 22. Sept. 1830) zu den Anführern der Dresdener Kommunalgarde: "Vertrauen erregt wieder Vertrauen, darum vertrauen Sie auch mir"; die Überbringer der Adresse sagten darauf: "Lassen Sie künftig das Wort 'Vertrauen erweckt wieder Vertrauen' als das Panier des sächsischen Volkes gelten". Endlich rief Friedrich Wilhelm IV. in der Thronrede am 11. April 1847 dem preussischen vereinigten Landtage zu: "Ich gedenke der Worte eines königlichen Freundes: 'Vertrauen erweckt Vertrauen'". Heute lebt das Wort auch in den unteren Volksschichten.—
Auch sagte Scipio (nach Cicero "de rep." 1, 17, 27 und "de off." 3, 1, 1): "nunquam se minus solum esse, quam cum solus esset"—"er sei nie weniger allein, als wenn er allein sei". Dies kernige Wort wandte Goethe ins Elegische, indem er seinen Harfner ("Wilhelm Meister" 2, 13) singen lässt:
Und dies wurde als Citat geläufig durch Pius Alexander Wolffs "Preciosa" (1821), die aber liebebeseeligt singt (2, 2):
Einsam bin ich nicht alleine,
Denn es schwebt ja, süss und mild,
Um mich her im Mondenscheine
Dein geliebtes teures Bild.—
Das eine hartnäckig verteidigte Ansicht bezeichnende
Ceterum censeo,
Übrigens bin ich der Meinung,
ist eine Verkürzung des Ausspruches: "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam" (übrigens bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden müsse), den der ältere Cato (234-149) mit Bezug auf den 3. punischen Krieg so oft gethan haben soll.
(vrgl. Plutarch "Cato major", 27: δοκεῖ δέ μοι καὶ Καρχηδόνα μὴ εἶναι. Diodor B. 37 bei Constantin Porphyrogeneta "von Tugenden und Lastern"; Cicero "über das Greisenalter" K. 6; Livius, L. 49, Epitome; Florus 2, 15: delendam esse Carthaginem; Valerius Maximus 8, 15, 2; Velleius Paterculus 1, 13; Aurelius Victor "de viris illustribus", K. 47: Carthaginem delendam censuit; Plinius, N. H., 15, 20.—Englische und französische Schriftsteller sprechen nie von "Ceterum censeo", stets von "Carthago delenda").—
Catos:
Ein Haruspex muss das Lachen bezwingen, wenn er den andern sieht,
(strengwörtlich: "Er wundere sich, dass ein Haruspex[68] nicht lacht, wenn er einen Haruspex gesehen habe". "Mirari se, quod non rideret haruspex, haruspicem cum vidisset") hat Cicero ("de divinatione" 2, 24, 51) uns aufbewahrt, (vrgl. auch Cicero "de natura deorum" 1, 26, 71: "mirabile videtur, quod non rideat haruspex, cum haruspicem viderit.") Statt Haruspex wird oft Augur[69] citiert.—
[68] Ein Priester, der den Willen der Götter aus den Eingeweiden der Opfertiere herauslas.
[69] Ein Priester, der aus dem Flug und Ruf der Vögel weissagte.
Nach Lucullus († vermutlich 57 v. Chr.), der ungeheure Reichtümer erworben hatte und den Schluss seines Lebens in verschwenderischer Üppigkeit verbrachte, nennen wir ein ausgesucht feines Gastmahl
lucullisch.—
Tusculanum (sc. rus, Tusculanischer Landsitz) war der Name mehrerer Güter bei Tusculum, dem jetzigen Frascati, auf welche sich die Rommüden, Varro, Hortensius, Pompeius, Cicero, Caesar, L. Crassus, M. Crassus, Balbus, Metellus und Lucullus, zurückzuziehen pflegten. Wir nennen also den ruhigen Landsitz eines Grossstädters fälschlich sein
Tusculum
(s. die Belegstellen aus Cicero, Plinius und Martial in den Lexicis von Forcellini und Freund).—
Den Rubicon überschreiten
sagt man von einem folgenschweren Entscheidungsschritt, wie es der Übergang Caesars (Januar 49 v. Chr.) über den Rubicon war, weil dadurch der Bürgerkrieg entfesselt wurde (s. Kap. X bei Menander).—
Das Wort Cäsars an seinen auf stürmischer See verzagenden Bootsmann (48 v. Chr. an Illyriens Küste)
Du trägst den Cäsar und sein Glück,
Καίσαρα φέρεις καὶ τὴν Καίσαρος τύχην (συμπλέουσαν)
teilt Plutarch "Cäsar", 38 mit (vrgl. Plutarch "Über das Glück der Römer", 6, und "Aussprüche von Königen und Feldherren". Ebenso Appian de bell. civ. II, 47, doch ohne συμπλέουσαν. Florus 4, 2 und Cassius Dio 41, 46 kennen nur: "Du trägst den Cäsar".)—
Plutarch ("Leben Cäsars", Kap. 11 und "Aussprüche von Königen und Feldherren") hat auch das Wort aufbewahrt, welches Cäsar beim Anblick eines elenden Alpenstädtchens seinen Begleitern zurief:
(Ich möchte) lieber der Erste hier, als der Zweite in Rom (sein).—
Den Ausspruch Cäsars:
Veni, vidi, vici,
Ich kam, ich sah, ich siegte,
mit dem er seinen bei Zela (2. Aug. 47 v. Chr.) schnell errungenen Sieg brieflich dem Freunde Amintius in Rom anzeigte, überliefert Plutarch in seinen "Aussprüchen von Königen und Feldherren" (s. auch Plutarch "Cäsar", 50, Seneca "Suasoriae" II, § 22, Bursian, Cassius Dio 42, 48, Polyaenus "Strat." 1, 30). Nach Sueton ("Cäsar", 37) prangten diese Worte als Inschrift auf einer bei Cäsars pontischem Triumphzuge einhergetragenen Tafel.—
Es wird bestritten, dass Julius Cäsar († 44 v. Chr.) bei seiner Ermordung mit dem Ausrufe:
Auch Du, mein Brutus!
zu Boden gesunken sei, mit dem Shakespeare ("Julius Cäsar" 3, 1) ihn sterben lässt, und der in Schillers "Räubern" (4, 5 im Römergesang, Strophe 4) benutzt ist. Sueton ("Julius Cäsar", K. 82) teilt mit, dass er bei der ersten Wunde ein einziges Mal aufgeseufzt, aber kein Wort geäussert habe. Freilich fügt er hinzu, dass Einige erzählen, er habe dem auf ihn eindringenden Brutus auf griechisch zugerufen: "Auch du gehörst zu Jenen? auch du, mein Kind?" (καὶ σύ τέκνον). Cassius Dio 44, 19, erzählt, Cäsar hätte wegen der Menge der auf ihn Eindringenden Nichts sagen noch thun können, sondern habe sich verhüllt und sei durch viele Wunden ermordet worden. Er fügt hinzu: "Das ist am verbürgtesten. Doch damals sagten schon Einige, dass er zum Brutus, der heftig auf ihn losstiess, sprach: Auch du, mein Kind?" Es wird auch kurzweg gesagt:
Tu quoque?
Auch Du?—
Sueton ("Leben des Augustus", 87), erzählt, dass Kaiser Augustus (reg. 31 v.-14 n. Chr.) im täglichen Leben gewisse Worte oft wiederholt, z. B. von faulen Schuldnern häufig gesagt habe, sie würden
ad Calendas graecas,
an den griechischen Kalenden,
d. h. am Nimmermehrstage, bezahlen. Denn "Calendae" hiess im römischen Kalender der erste Tag jedes Monats ein Zahlungstermin der Römer, während die Griechen keine solche "Kalenden" hatten.—
Σπεῦδε βραδέως,
Festina lente.
Eile mit Weile,
führte Augustus auch oft im Munde, (vrgl. Sueton "Leben d. Aug.", 25 u. Polyaenus "Strateg." 8, 24.) Sophokles ("Antigone", v. 231) bringt schon einen ähnlichen Gedanken.—
Nach dem jüngeren Seneca ("De clementia" 1, 9) schenkte Augustus auf den Rat der Gattin Livia dem Verschwörer L. C. Cinna das Leben und sprach dabei die edlen Worte: "Cinna . . . ex hodierno die inter nos amicitia incipiatur", "Cinna . . . vom heutigen Tage an möge unsere Freundschaft beginnen!" Wir citieren dies aus Corneilles "Cinna" (1693) 5, 3 in gedrängter Kürze also:
Soyons amis, Cinna!
Seien wir Freunde, Cinna!—
Auch wird der Verzweiflungsruf des Augustus, den er bei der Nachricht von der Niederlage im Teutoburger Walde (Sept. d. J. 9 n. Chr.) ausstiess, also citiert:
Varus, gieb mir meine Legionen wieder!
während Sueton ("Leb. d. Aug.", 23) überliefert:
"Quinctili Vare, legiones redde".—
Sueton ("Leben des Claudius", 21) überliefert uns auch das Wort:
Ave, imperator, morituri te salutant.
Heil, dir Kaiser! Die dem Tode Geweihten begrüssen dich.
Als nämlich Kaiser Claudius (reg. 41-54) zur Feier der Vollendung des Abzugskanals aus dem Fucinersee ein blutiges Seegefecht gab, begrüssten ihn mit obigen Worten die Fechter. Des Kaisers Gegengruss: "Seid gegrüsst" nahmen sie irrtümlich für die Erlaubnis, nicht zu kämpfen, so dass Claudius sie drohend zum Kampfe antreiben musste. (S. Cassius Dio, 60, 50.)—
Der Verschwörung gegen Kaiser Claudius verdächtigt, wurde Caecina Paetus (42 n. Chr.) zum Tode verurteilt. Da stiess sich seine Gattin Arria den Dolch in den Busen, zog ihn aus der Wunde und reichte ihn dem Gatten zum Selbstmorde mit dem heldenmütigen Ruf:
Paete, non dolet!
Paetus, es schmerzt nicht!
Diesen Ausruf nennt bereits der jüngere Plinius († 79 n. Chr. "Epist." 3, 16) "unsterblich". Wir citieren ihn auch nach der Wortfolge bei Martial (1, 14) also:
Non dolet, Paete!—
Sueton ("Leben des Vespasian", 23) und Cassius Dio (66, 14) teilen die Entstehung eines in verschiedenen Fassungen, auch in der Form:
Non olet,
Geld stinkt nicht,
bekannten Ausspruches des Vespasian (reg. 69-79) mit. Als ihn sein Sohn Titus wegen einer auf Bedürfnisanstalten (daher: Vespasiennes) gelegten Steuer getadelt hatte, hielt er ihm das erste aus dieser Steuer eingekommene Geld vor die Nase und fragte ihn, ob es röche. Und als dieser die Frage verneinte, sagte er: "Und dennoch ist es aus Harn". Auf Vespasians Wort bezieht sich Juvenal 14, 204:
Lucri bonus est odor ex re qualibet.
Der Geruch des Gewinns ist gut, woher dieser auch stamme.—
Aus Sueton ("Leben des Titus", 8) kennen wir das, wie er sagt, "merkenswerte und mit Recht gelobte" Wort, das Kaiser Titus (reg. 79-81) einst bei Tafel ausrief, als ihm einfiel, dass er an jenem Tage noch Keinem etwas Gutes gethan habe:
(Amici,) diem perdidi.
(Freunde,) ich habe einen Tag verloren.
Nach Zincgref ("Apophth." Strassb. 1626, S. 137) führte Herzog Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, das deutsche Wort im Munde.—
Als Kaiser Konstantin 312 n. Chr. wider Maxentius zog, erschien ihm am Mittagshimmel ein Kreuz und die Worte "τούτῳ νίκα", "damit siege!", wie Eusebius Pamphili (bl. um 320) im "Leben Konstantins" 1, 28 berichtet. Wir citieren dies Geheiss lateinisch in der Form der Verheissung:
(In) hoc signo vinces,
In diesem Zeichen wirst du siegen.—
Kollation,
womit im gemeinen Leben ein einfaches Mahl bezeichnet wird, ist der Klostersprache entlehnt, wo es das Abendessen der Mönche an Fasttagen bedeutete, weil dann vor dem Essen je ein Kapitel aus des Kirchenlehrers Johannes Cassianus († 440 n. Chr.) "Collationes patrum Sceticorum" (d. h. geistliche Gespräche der Mönche in der sketischen Wüste) vorgelesen wurde. (Die "Collationes" erschienen erst 1559 in Basel).—
Italien.
Francesco da Buti, einer der ältesten Erklärer Dantes, erwähnt zu der Stelle des "Fegefeuers" XXIV, 23 und 24, dass Papst Martin IV. (1281-85), wenn er aus dem Konsistorium kam, zu sagen pflegte: "Wieviel haben wir für die heilige Kirche Gottes gelitten!
(Darum wollen wir einmal trinken!)
Das Wort ist besonders als Titel des Goetheschen im Kap. III erwähnten Liedes ("Hier sind wir versammelt . . .") bekannt, in welchem "Ergo bibamus" neunmal vorkommt. In den Bemerkungen "Zur Farbenlehre" (Polemischer Teil, No. 391, Tüb. 1810) sagt Goethe:
"Es fällt uns bei dieser Gelegenheit ein, dass Basedow, der ein starker Trinker war und in seinen besten Jahren in guter Gesellschaft einen sehr erfreulichen Humor zeigte, stets zu behaupten pflegte: die Conclusion 'Ergo bibamus' passe zu allen Prämissen. Es ist schön Wetter, ergo bibamus! Es ist ein hässlicher Tag, ergo bibamus! Wir sind unter Freunden, ergo bibamus! Es sind fatale Bursche in der Gesellschaft, ergo bibamus! So setzte auch Newton sein ergo zu den verschiedensten Prämissen".—
Ei des Columbus
ist die Umänderung der volkstümlichen spanischen Redensart
"Hänschens Ei".
In Calderons "La dama duende" ("Die Dame Kobold"), bald nach dem 4. Nov. 1629 aufgeführt, 2. Aufz., heisst es:
Ahora sabes
lo del huevo de Iuanelo,
que los ingenios mas grandes
trabajaron en hacer
que en un bufete de jaspe
se tuviese en pié, y Iuanelo
con solo llegar, y darle
un golpecillo, le tuvo?
Das andere (Geheimnis)
Kennst du doch, mit Hänschens Ei?
Womit viele hoch erhabne
Geister sich umsonst bemühten,
Um auf einen Tisch von Jaspis
Solches aufrecht hinzustellen;
Aber Hänschen kam und gab ihm
Einen Knicks nur, und es stand.
Die Redensart "Hänschens Ei" ward von Vasari in seinen "Künstlerbiographien" (1. Aufl. 1550) umgestaltet auf den Baumeister Filippo Brunelleschi übertragen. Als dieser bei einer Versammlung von Architekten aus allen Ländern, welche (vor 1421) nach Florenz berufen worden waren, um zu beraten, wie man den unvollendeten Bau des Domes Santa Maria del fiore mit einer Kuppel abschliessen könnte, seinen kühnen Plan entwickelte, wurde er bitter verhöhnt, und nun nahm er im gerechten Zorn erst dann wieder an den Beratungen teil, nachdem an ihn eine ehrenvolle Einladung ergangen war. "Die anderen Baumeister", erzählt der Anekdotenliebhaber Vasari, "hätten gern gesehen, dass er seine Meinung eingehend entwickelt und sein Modell gezeigt hätte, wie sie die ihrigen. Das wollte er nicht; aber er machte den inländischen und ausländischen Meistern den Vorschlag, dass derjenige, welcher ein Ei der Länge nach fest auf eine Marmorplatte stellen könnte, die Kuppel bauen solle, da sich hierin ihr Talent zeigen würde. Nachdem man also ein Ei genommen hatte, versuchten sich alle diese Baumeister, es aufrecht stehen zu lassen; aber keinem gelang es. Als man nun den Filippo das Ei aufrecht hinzustellen aufforderte, nahm er es mit Grazie, stiess es mit dem schmalen Ende auf die Marmorplatte und brachte es so zum Stehen. Als die Künstler riefen, dass sie es so auch hätten machen können, antwortete ihnen Filippo lachend, sie würden es auch verstanden haben, die Kuppel zu wölben, wenn sie sein Modell oder seine Zeichnung gesehen hätten. Und so wurde beschlossen, dass er beauftragt werden sollte, den Bau zu leiten". Auf Brunelleschi passte das Beispiel vom Ei trefflich, weil die von ihm und Ghiberti vollendete Kuppel in der That die Form eines an der Spitze eingedrückten Eies hat. Benzoni ("Geschichte der neuen Welt" 1, 5, Venedig 1565) überträgt diese Erzählung auf Columbus, räumt jedoch ein, dass er den Vorgang, der sich nach der ersten Reise des Columbus auf einem ihm zu Ehren gegebenen Gastmahl des Kardinals Mendoza (1493) zugetragen haben soll, nur durch Hörensagen wisse (Voltaire, "Essai sur les moeurs", [1739], chap. 144; Humboldt, "Kritische Untersuchungen über die historische Entwickelung der geographischen Kenntnisse von der neuen Welt", II. Bd., S. 394).—
Qui mange du pape, en meurt
Wer isst, was vom Papst kommt, stirbt daran
stammt aus der Zeit des Papstes Alexander VI. Borgia († 1503), weil er ihm unbequeme Personen dadurch bei Seite schaffte, dass er ihnen bei seinen Gastmählern mit Gift gemischten Wein vorsetzte. Warum wird das Wort nur französisch citiert? Wer meldet es zuerst?—
Aut Caesar aut nihil
Entweder Cäsar oder Nichts
war die unter einem Kopfe des römischen Cäsar angebrachte Devise Cesare Borgias († 1507).—
Julius Meyer ("Correggio", Leipz. 1871, S. 23) spricht von einer bekannten Erzählung,
"die, soweit sich verfolgen lässt, zuerst der Pater Resta aufbrachte: bei einer Anwesenheit in Bologna habe Correggio (1494-1534) vor dem Bilde der heiligen Cäcilia von Rafael (früher in der Kirche S. Giovanni in Monte) ausgerufen:
Anch' io sono pittore!
Auch ich bin Maler!
Zur Zeit, als der Meister allenfalls in Bologna gewesen sein könnte, d. h. im Jünglingsalter, war die Cäcilia noch gar nicht dort; überhaupt werden wir sehen, dass er höchst wahrscheinlich so wenig in Bologna wie in Rom gewesen ist. Möglich, dass die Fabel entstanden, indem man hinsichtlich der Komposition in einer Figur auf dem Bilde der heiligen Martha von Correggio eine Art von Wiederholung des Paulus aus der Cäcilia des Rafael zu finden meinte u. s. w."
Es wäre wünschenswert gewesen, wenn Julius Meyer angegeben hätte, wo Resta (ungefähr um 1700) die fragliche Äusserung gethan haben soll. Seine Kunstbriefe in den "Lettere pittoriche" des Bottari enthalten die Geschichte nicht.—
Ad maiorem Dei gloriam,
Zum grösseren Ruhme Gottes
kommt sehr häufig in den "Canones et decreta oecumenici concilii Tridentini" (1545-1563) vor.—
In einer portugiesischen Sammlung von Kernsprüchen (Collecç. polit. d. apophth. memorav. p. D. Pedr. Jos. Suppico de Moraes, Lissab. 1733, T. 2, B. 2, S. 44) wird von Papst Julius III. (1550-55) erzählt, er habe einem portugiesischen Mönche, der ihn bemitleidete, weil er mit der Herrschaft über die ganze Welt belastet sei, geantwortet: "Wenn Ihr wüsstet, mit wie wenig Aufwand von Verstand die Welt regiert wird, so würdet Ihr Euch wundern". Dies mag der Ursprung des Wortes sein:
An nescis, mi fili, quantilla prudentia mundus regatur (oder: regatur orbis)?
Weisst du denn nicht, mein Sohn, mit wie wenigem Verstande die Welt regiert wird?
womit (nach Lundblad: "Schwedischer Plutarch") Axel Oxenstjerna (1583-1654) seinen Sohn beschwichtigte, der sich dem Posten eines schwedischen Gesandtschaftschefs nicht gewachsen fühlte. Andere nennen Andere als Urheber des Wortes.—
Dass Galilei (1564-1642) die Abschwörung seiner Lehre von der Bewegung der Erde mit dem Worte:
Eppur si muove!
Und sie bewegt sich doch!
begleitet habe, ist eine Erfindung, die das "Dictionnaire des portraits historiques anecdotes et traits remarquables des hommes illustres" (Paris, Lacombo, 1768-9, Bd. II) als eine Thatsache auftischt. (Wohlwill, "Der Inquisitionsprozess des Galileo Galilei", Berl. 1870. Karl von Gebier, "Galileo Galilei und die römische Kurie". Stuttg. 1876, I, S. 310).—
Teleskop (eigentlich Teleskopium)
für "Fernrohr" (erf. 1608) schlug zuerst der gelehrte Gräcist Demiscianus dem Fürsten Cesi vor (vrgl. K. v. Gebler "Galileo Galilei . . ." Stuttg. 1876. I, 24).—
Elle est grande dans son genre, mais son genre est petit,
Sie ist gross in ihrem Gebiete, aber ihr Gebiet ist klein,
sagte die Sängerin Angelica Catalani (1782-1849) von der Sängerin Henriette Sontag an der Tafel des Beerschen Hauses in Berlin (Holtei: "Vierzig Jahre" IV, Berlin 1843-44, S. 33). Es scheint aber, als habe die Catalani das Wort einem Alexandriner entnommen: "Dans son genre il est grand, mais son genre est petit", dessen Quelle noch zu erforschen wäre.—
L'Italia farà da se,
Italien wird ganz allein fertig werden,
gewöhnlich als Devise des italienischen Freiheitskampfes von 1849 hingestellt, wurde nach Reuchlin ("Geschichte Italiens", II, 1, S. 155) vom damaligen Minister des Auswärtigen in Piemont, Pareto, vielmehr den "Interventionsgelüsten der französischen Radikalen ins Gesicht geschleudert". v. Treitschke: "Bundesstaat und Einheitsstaat" nennt es den Wahlspruch Cesare Balbos (1789-1853); nach Theodor Mundt, "Italienische Zustände", 1, 58 war diese Devise vom König von Sardinien Karl Albert (1798-1849) und seinem Kaplan Vincenza Gioberti (1801-52) zuerst ausgegangen.
Ernesto Masi sagt in seinem Buche "Il segreto del re Carlo Alberto" (Bologna. 1891), dass der König die Worte in einem Ministerrat 1845 ausgesprochen habe. Leopardi aber, 1848 ausserordentlicher Gesandter des Königs beider Sizilien am Hofe von Sardinien, erzählt, dass in einem Gespräche mit dem Könige am 12. Juni dieser zu ihm sagte: "Man hat mir die Worte "L'Italia farà da se" zugesprochen; ich habe sie nicht erfunden, mir aber angeeignet, und ich glaube, dass man nichts Geeigneteres sagen könnte" (Narrazioni storiche, Turin 1856, cap. 49, pag. 230). vrgl. Fumagalli.—
Nach Massari "La vita ed il regno di Vittorio-Emanuele II. di Savoia", Mailand 1878, sagte Minister d'Azeglio zu Vittorio Emanuele II. (reg. 1849-1878) im Anfange seiner Regierung: "Die Geschichte zählt so wenig Könige, die Ehrenmänner sind, dass es eine schöne Aufgabe wäre, jetzt die Reihe zu beginnen." "Soll ich also dieser König-Ehrenmann sein?" fragte der König ihn lächelnd. Beim Jahresschlusse wurde der König aufgefordert, seinen Namen in die Volkszählliste der Stadt Turin einzuzeichnen. Er schrieb in die Rubrik "Stand und Stellung":
"Rè galantuomo".
(König und Ehrenmann.)
Cavours (1810-61) Grundsatz, den er noch an seinem Todestage, am 6. Juni 1861, dem Pater Giacomo aussprach, lautete:
Libera chiesa in libero stato
Freie Kirche im freien Staat.
(s. v. Treitschke: "Cavour", Heidelb. 1869 und in "Hist. u. polit. Aufs." 4. Aufl., 2. Bd. Lpz. 1871, S. 244; ferner Fumagalli.)
Montalembert äussert dasselbe in der Vorrede zu seinen Werken (Paris 1860, I, S. XI) also: "mit einem Worte, die freie Kirche in einer freien Nation ist das Programm gewesen, das mich zu meinen ersten Anstrengungen angefeuert hat u. s. w."—
Cri de douleur
Schmerzensschrei
ist ein geflügeltes Wort durch Cavour geworden, der es 1856 auf dem Friedenskongress in Paris anwendete, als er daselbst Beschwerde über den Druck erhob, den Österreich auf Italien ausübte. Auch sagte Victor Emanuel in der Thronrede von 1859:
"Den Verträgen treu, bin ich doch nicht taub gegen den Schmerzensschrei, der aus allen Teilen Italiens zu mir dringt".—
Spanien.
König Ferdinand V. (1479-1516) von Spanien verlieh (nach Bandini: "Leb. d. Amerigo Vespucci". III. Abschn.) dem Columbus i. J. 1493 den Wappenspruch:
"Por Castilla y por Leon
Nuebo mundo alló Colon".
(Für Castilien und Leon fand Columbus eine neue Welt.) Es scheint, als tauche hier zum ersten Male das Wort
Neue Welt
auf, welches dann (vrgl. Kap. III: "Amerika") namenhafte Bedeutung erlangte.—
Krieg bis aufs Messer
antwortete der spanische Feldherr Don José de Palafox (1780-1847) bei der Belagerung von Saragossa 1808 auf die Aufforderung der Franzosen zur Übergabe.—
Polen.
Der König herrscht, aber er regiert nicht
ist in der lateinischen Form:
Rex regnat, sed non gubernat
von Jan Zamoiski († 1605) im polnischen Reichstage gesagt worden. Später schrieb Hénault ("Mémoires", S. 161) von Madame des Ursins: "Elle gouvernait, mais elle ne régnait pas"; aber am bekanntesten wurde das Wort durch Thiers, der in den ersten Nummern der von ihm mit Armand Carrel und dem Buchhändler Sautelet gegründeten, zum ersten Male 1. Juli 1830 erschienenen Zeitung "Le National" den Satz verfocht:
Le roi règne et ne gouverne pas.—
Finis Poloniae!
Das Ende Polens!
wurde dem polnischen Feldherrn Thaddäus Kosciuszko (1746-1817) in No. 24 der amtlichen "Südpreussischen Zeitung" vom 25. Oktober 1794 in den Mund gelegt. Kosciuszko sei in der Schlacht bei Maciejowice am 10. Okt. 1794 auf der Flucht in einem Sandhügel stecken geblieben; dort hätten ihm die Kosaken das Pferd unter dem Leibe erschossen und ihn, als er herabsprang, am Hinterkopf verwundet. Auf vier Stangen sei er darauf in das Lager gebracht worden, wo er seinen Säbel abgeliefert und dabei gerufen hätte: "Finis regni Poloniae". In einem vom 12. Nov. 1803 datierten Briefe an Louis Philippe Ségur, der diesen Ruf in sein "Tableau historique et politique de l'Europe de 1786-96, contenant l'histoire de Frédéric Guillaume II, Paris 1800" aufgenommen hatte, leugnet Kosciuszko ihn ab.
Dieser Brief, der sich in der Urkundensammlung der Familie Ségur befindet, ist in Amédée Renées Übersetzung von Cesare Cantùs "Historia de cento anni" (B. 1, S. 419) abgedruckt und von Karl Blind in der "Gartenlaube" von 1868, No. 27 und später in der "Gegenwart" vom 11. Aug. 1877 nach einer von Ch. Ed. Chojezki mitgeteilten französischen Urschrift übersetzt.
Die Polen antworteten auf den untergeschobenen Weheruf mit dem Dombrowski-Marsche eines unbekannten Verfassers:
Jeszcze Polska nie zginęla etc.
dessen Übersetzung:
Noch ist Polen nicht verloren
selbst für uns Deutsche ein Alltagswort geworden ist. Dieser Marsch wurde zuerst von der polnischen Legion gesungen, welche Dombrowski 1796 unter Bonaparte in Italien sammelte. ("Vorlesungen über slawische Litteratur und Zustände" von Adam Mickiewiecz. Deutsche Ausgabe Leipzig 1843, T. II, S. 258, 269, 324.)—
Frankreich.
Da nach Prosper Mérimée ("Chronique du règne de Charles IX", 1829, Vorr. S. 7) Ludwig XI. (1461-83) "Diviser pour régner" sagte, so mag auf diesen zurückzuführen sein:
Divide et impera!
Entzweie und gebiete!
Heinrich Heine freilich führte es weiter zurück, indem er aus Paris am 12. Jan. 1842 schrieb: "König Philipp hat die Maxime seines macedonischen Namensgenossen, das 'Trenne und Herrsche!' bis zum schädlichsten Übermass ausgeübt" (Ges. W. X, 38).—
Tel est notre bon plaisir
Dies ist unser gnädiger Wille
steht zuerst in der Form: "Tel est notre plaisir", in einer Ordonnanz König Karls VIII. (1470-98) von Frankreich vom 12. März 1497. (Collection des Ordonnances des Rois.) Das "bon" findet sich in keiner Verfügung der Könige Frankreichs, und der Satz bedeutet nichts Anderes, als "Placet".—
Chevalier sans peur et sans reproche
Ritter ohne Furcht und Tadel
ist der Beiname des heldenmütigen Bayard († 1524). So wird er genannt im Titel des sehr seltenen, auf der Bibliothèque nationale zu Paris unter "I. n27 1200 Réserve" in den Katalog eingetragenen Buches: "La tresioyeuse plaisante et recreative hystoire composée par le loyal serviteur des faiz gestes triumphes et prouesses du bon chevalier sans paour et sans reprouche, le gentil seigneur de Bayart" etc. 1527. (Es giebt auch eine Ausgabe von 1525.) Das Beiwort kommt unverändert unzählige Male in dem Buche vor. Nach La Croix du Maine schrieb Bouchet: "Panégyrique du Chevalier sans reproche, messire Louys de la Trimouille" (Poitiers, chez Jaques Bouchet, 1527). De la Trimouille fiel in der Schlacht bei Pavia (1525).—
Franz I. (1494-1547) lassen die meisten historischen Darstellungen nach seiner Besiegung und Gefangennahme in der Schlacht bei Pavia (1525) mit einem Briefe an seine Mutter auftreten, dessen Kürze sie gewöhnlich ausdrücklich hervorheben.
Tout est perdu, fors (modern: hors) l'honneur!
Alles ist verloren, nur die Ehre nicht!
soll Alles gewesen sein, was in diesem Muster von Lakonismus gestanden habe. Jedoch ist dieser von Dulaure aufgefundene und in dessen "Geschichte von Paris" (1837, B. 3, S. 209) abgedruckte Brief länger und lautet:
"Madam! Sie zu benachrichtigen, welches der Ausgang meines Unglücks ist, so ist mir vor allen Dingen nur die Ehre und das gerettete Leben geblieben (de toutes choses ne m'est demouré que l'honneur et la vie qui est sauve), und weil diese Nachricht Ihnen in unserem Missgeschick einigen Trost bereiten wird, habe ich gebeten, dass man mich diesen Brief schreiben lasse, was man mir gefällig bewilligt hat" u. s. w.—
Le quart d'heure de Rabelais,
"die Viertelstunde des Rabelais" (das heisst: "die letzte Viertelstunde im Wirtshause, in welcher man seine Zeche zu bezahlen hat") ist auf eine Anekdote aus dem Leben des Rabelais zurückzuführen, die sich in einer 50 oder 60 Jahre nach dessen Tode von dem Priester und Rechtslicentiaten Antoine le Roy in Meudon zusammengestellten Foliohandschrift "Elogio Rabelaesina"[70] findet. Aus Rom zurückberufen, war Rabelais im Gasthause zu Lyon in Geldverlegenheit. Da lässt er die Ärzte der Stadt benachrichtigen, dass ein ausgezeichneter Doktor von weiten Reisen heimgekehrt sei und ihnen seine Beobachtungen mitzuteilen wünsche. Sie erscheinen. Er behandelt, verkleidet und mit verstellter Stimme, die schwierigsten Fragen der Heilkunst. Plötzlich nimmt er eine geheimnisvolle Miene an, schliesst die Thüren und spricht: "Hier habe ich ein feines Gift aus Italien mitgebracht, um Euch vom König und seinen Kindern zu befreien". (Dies wäre denn die Viertelstunde gewesen, welche Rabelais benutzte, um sich aus Geldverlegenheit zu retten.) Sofort verlassen ihn Alle; nach wenigen Augenblicken wird er festgenommen, mit Bedeckung nach Paris gebracht und vor den König geführt. Rabelais erscheint, ohne noch länger Geberde und Stimme zu verstellen. Franz I. lächelt, entlässt huldvoll die bestürzten Lyonnaiser und behält Rabelais zum Abendessen bei sich.—
[70] No. 8704 der Pariser Nationalbibliothek.
Heinrich IV. von Frankreich (reg. 1589-1610) hat (nach den der "Geschichte Heinrichs des Grossen", 1681, von Hardouin de Péréfixe angehängten "Denkwürdigen Worten") einst zum Herzog von Savoyen gesagt: "—wenn Gott mir noch Leben schenkt, so will ich es so weit bringen, dass es keinen Bauer in meinem Königreiche giebt, der nicht im Stande sei, ein Huhn in seinem Topfe zu haben". Das wurde dann erweitert zu:
Je veux que le dimanche chaque paysan ait sa poula au pot.
Ich wünsche, dass Sonntags jeder Bauer sein Huhn im Topfe hat.
Als Heinrich IV., so wird erzählt[71], von seinem Beichtvater wegen seiner vielen Liebschaften getadelt ward, liess er ihm Tage lang Rebhühner auftragen, bis er sich beschwerte, dass er